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Allgemeine Lösung Differentialgleichungssystem

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lifescience

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14:42 Uhr, 08.02.2017

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Hallo zusammen,
ich brauche dringend Hilfe bei folgender Aufgabe:
1) Bestimmen Sie die allgemeine Lösung des Differentialgleichungssystems gegeben durch:
y=(1020-240-22)y
Die Eigenwerte habe ich bestimmt und komme auf x1=2 und x2,3=1. Zu x1 bekomme ich den Eigenvektor V1= ((1),(0),(0))und zu x2,3 bekomme ich den Eigenvektor V2=(-110).
Ab hier versteh ich nicht wie ich weiterverfahren soll.. ich habe schon etwas recherchiert und herausgefunden, dass man Hauptvektoren(?) bestimmen muss. Von meinem Eigenvektor x2,3 weiß ich die algebraische Vielfachheit, sie ist 2. Die alg. Vielfachheit von x1 ist 1. Also gibt es k1 unabhängige Hauptvektoren zum Eiegnwert.
Wie mache ich jetzt weiter, wie bestimme ich die Hauptvektoren und wie geht es dann weiter?
Danke an alle die mir helfen können :-)
Online-Nachhilfe in Mathematik
Antwort
mihisu

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14:51 Uhr, 08.02.2017

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Zunächst einmal fehlt dir bei der Differentialgleichung wahrscheinlich eine Ableitung. Es soll wohl " y'= " statt " y= " lauten, oder?

Ich komme übrigens auf andere Eigenwerte.

Die Matrix
A:=(1020-240-22)
hat die Eigenwerte 1 und -2i und 2i.

Du hast dich also wohl verrechnet, oder die Matrix falsch abgeschrieben.
Bitte kläre das nochmal, bevor wir weitermachen.
lifescience

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14:55 Uhr, 08.02.2017

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Mit beidem hast du selbstverständlich recht.
Die Matrix habe ich falsch angegeben, ich bin wohl in der Zeile verrutscht, sorry.
Sie lautet (2,1,20,1,30,0,1).

Die berechneten Eigenwerte und Eigenvektoren müssten aber jetzt stimmen.
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mihisu

mihisu aktiv_icon

15:04 Uhr, 08.02.2017

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Ja, die Eigenwerte und Eigenvektoren passen jetzt.

Zum Eigenwert 2 mit algebraischer Vielfachheit 1 hast du einen Eigenvektor. Da brauchst du keine weitren Hauptvektoren zu bestimmen.

Der Eigenwert 1 hat algebraische Vielfachheit 2. Jedoch ist der zugehörige Eigenraum nicht zweidimensional, sondern nur eindimensional, so dass wir also noch einen Hauptvektor bestimmen müssen.

Da gibt es jetzt folgende Vorgehensweisen:

Erste Möglichkeit: Bestimme ker((A-1*E))^2 und suche dir einen Vektor h2 darin, der kein Eigenvektor ist. Dabei sei E die Einheitsmatrix.

Zweite Möglichkeit (hier einfacher):
Löse das Gleichungssystem (A-1E)h2=v2, wobei v2=(-110) dein Eigenvektor ist.
Du erhälst dann einen Hauptvektor h2, den du weiterverwenden kannst.

Bestimme also mit einer der beiden Möglichkeiten einen entsprechenden Hauptvektor (erster Stufe) h2 zum Eigenwert 1.
lifescience

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15:19 Uhr, 08.02.2017

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super danke bis dahin.
ich bekomme:
(1,1,20,0,30,0,0)(h1h2h3)=(-110)
h2 und h3 kann ich frei wählen. h2 setzte ich c1 und h3 setze ich c2. h1 ist demzufolge -c1-5c2
So wie geht es dann weiter?
Die Lösung für h wäre ja :(-c1-5c2c1c2), was ich auch als c1(-110)+c2(-501) schreiben kann.


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mihisu

mihisu aktiv_icon

16:18 Uhr, 08.02.2017

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h2 darfst du frei wählen, h3 jedoch nicht. Dieses ist durch die "zweite Zeile" festgelegt: h3=1.

Ansonsten passt es:
c1(-110)+(-53013)

Du wählst nun einen beliebigen dieser Vektoren aus. Beispielsweise einfach (für c1=0) den Vektor:

v3:=(-53013)

Nun ist durch

y1(x)=e2xv1
y2(x)=e1xv2
y3(x)=e1x(xv2+v3)

ein Fundamentalsystem {y1,y2,y3} der Differentialgleichung gegeben.

Wie bin ich darauf gekommen:
Die Basisfunktionen jeweils von der Form
yk(x)=eλkxvk
für einen Eigenvektor vk zum Eigenwert λk.
Bzw. von der Form
yk(x)=eλkx(xvk+vk-1)
für einen Hauptvektor vk erster Stufe zum Eigenwert λk, wobei vk-1 ein passender Eigenvektor ist.
Bzw. von der Form
yk(x)=eλkx(xmm!vk+xm-1(m-1)!vk-1+...+vk-m)
für einen Hauptvektor vk m-ter Stufe zum Eigenwert λk, wobei vk-1,...,vk-m die passenden Hauptvektoren niedrigerer Stufe sind.

Nun hast du also ein Fundamentalsystem. Damit ist die allgemeine Lösung der Differentialgleichung gegeben, durch
y=C1y1+C2y2+C3y3
mit Konstanten C1,C2,C3.
lifescience

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09:31 Uhr, 09.02.2017

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Hallo, also zuerst einmal danke das ist wirklich super erklärt und auch die Definitionen verstehe ich!
Wie allerdings kommst du auf y3? Und welche "Stufe" hat unser Hauptvektor?
Danke für deine Hilfe :-)
lifescience

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10:16 Uhr, 09.02.2017

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Haben wir hier nicht die Stufe 2? Und müsste es dann nicht oben beim Gleichungsystem heißen (A-1E)2h2=v2?
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ledum

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12:38 Uhr, 09.02.2017

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Hallo
lies noch mal den post von M. von 15:04 Uhr, 08.02.2017
da standen 2 Möglichkeiten den HV zu bestimmen.
Gruß ledum
Antwort
mihisu

mihisu aktiv_icon

12:11 Uhr, 10.02.2017

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Wenn du dir anschaust wie Eigenvektoren definiert sind, so sind Eigenvektoren von A zu einem Eigenwert λ Vektoren v mit:

Av=λv,    v0

bzw.

(A-λE)v=0,    (A-λE)0v=Ev=v0

bzw.

vker(A-λE),    vker((A-λE)0).


Das kann man nun etwas verallgemeinern. Statt nur Eigenvektoren v mit (A-λE)v=0 zu betrachten, kann man auch Hauptvektoren v mit (A-λE)kv=0 für ein k betrachten.
Einen Vektor v mit

(A-λE)m+1v=0,    (A-λE)mv0

bzw.

vker((A-λE)m+1),    vker((A-λE)m)

nennt man Hauptvektor m-ter Stufe von A zum Eigenwert λ. Insbesondere sind Eigenvektoren also Hauptvektoren 0-ter Stufe.

Dabei haben wir anscheinend in der linearen Algebra die Stufen wohl ein wenig ungewöhnlich bezeichnet. (Deshalb evtl. auch deine Verwirrung.) Die meisten, welche von Stufen bei Hauptvektoren sprechen, nennen einen Hauptvektor v mit

(A-λE)m+1v=0,    (A-λE)mv0

bzw.

vker((A-λE)m+1),    vker((A-λE)m)

nicht Hauptvektor m-ter Stufe, sondern Hauptvektor (m+1)-ter Stufe, so dass dann beispielsweise Eigenvektoren auch Hauptvektoren 1-ter Stufe sind.
Da dies wohl weiter verbreitet ist, werde ich mich im Folgenden anpassen, also im Folgenden die folgende Bezeichnung verwenden:

\\\\
Wenn

(A-λE)mv=0,    (A-λE)m-1v0

bzw.

vker((A-λE)m),    vker((A-λE)m-1)

für ein m ist, so bezeichnet man v als Hauptvektor m-ter Stufe von A zum Eigenwert λ.
\\\\

Bei uns haben wir also den Eigenvektor v1 von A zum Eigenwert x1=2. Daher haben wir: (Weil man das gelernt hat. Ich könnte dir das auch nochmal herleiten, wenn du möchtest. Beim Lösen der Aufgabe, beispielsweise in einer Klausur, würde ich das aber nicht extra nochmal herleiten, da man das dann als bekannt voraussetzen kann.)

y1(x):=ex1xv1=e2x(100)

Wir haben außerdem den Eigenvektor v2 von A zum Eigenwert x2,3=1, also:

y2(x):=ex2,3xv2=e1x(-110)

Schließlich haben wir noch den Hauptvektor v3 zweiter Stufe von A zum Eigenwert x2,3=1. (In meinem vorigen Beitrag hatte ich den als Hauptvektor erster Stufe bezeichnet. Aber ich habe mich ja nun den üblicheren Bezeichnungen angepasst.) Das ist jetzt kein Eigenvektor, so dass wir NICHT einfach

y3(x):=ex2,3xv3

wählen können. Diese Funktion würde die Differentialgleichung nicht erfüllen. Anstatt hinter die Exponentialfunktion einfach den Vektor v3 zu schreiben, muss man ein gewisses Polynom bilden, bei dem neben v3 auch der dazu passende Eigenvektor v2 mit v2=(A-λE)v3 vorkommt. Und zwar:

y3(x):=ex2,3x(xv2+v3)

Damit hat man dann ein Fundamentalsystem {y1,y2,y3} der Differentialgleichung.

\\\\

Im Allgemeinen erhält man Basisfunktionen yk folgendermaßen: Zu einem Hauptvektor vk m-ter Stufe zum Eigenwert λk wählt man:

yk(x)=eλkxd=0m-1(xdd!vk-d)

yk(x)=eλkx(xm-1(m-1)!vk-m+1+xm-2(m-2)!vk-m+2+...+xvk-1+vk)

Dabei ist vk der Hauptvektor m-ter Stufe, vk-1 ein passender Hauptvektor (m-1)-ter Stufe, ...,vk-m+2 ein passender Hauptvektor zweiter Stufe, vk-m+1 ein passender Hauptvektor erster Stufe (also ein Eigenvektor). "Passend" bedeutet dabei, dass gelten soll:
vk-1=(A-λE)vk,    ...,    vk-m+1=(A-λE)vk-m+2
\\\\

In unserem Fall haben wir also den Hauptvektor v3 zweiter Stufe, den wir gerade so ausgerechnet hatten, dass v2=(A-λE)v3 ist, so dass v2 "passend" zu v3 ist.

v3 ist übrigens Hauptvektor zweiter Stufe, da gilt:
(A-x2,3E)2v3=(A-x2,3E)(A-x2,3E)v3=(A-x2,3E)v2=0
(A-x2,3E)v3=v20

Also erhalten wir nach angegebener Formel:
yk(x)=ex2,3x(x11!v2+x00!v2)=e1x(xv2+v2)
Frage beantwortet
lifescience

lifescience aktiv_icon

12:22 Uhr, 10.02.2017

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Danke echt super erklärt, jetzt hab ichs verstanden :-)