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Liebe Community, als ich noch auf der Universität war, wurde uns folgende Aufgabe gestellt : Berechnen Sie die Grenzwerte der Wahrscheinlichkeiten, dass a) eine beliebige Abbildung fixpunktfrei ist b) eine Permutation fixpunktfrei ist. zu a) Das ist relativ einfach : Für jedes gibt es für gerade Zahlen, so dass kein Fixpunkt entsteht. Die Wahrscheinlichkeiten sind unabhängig voneinander. Daraus folgt Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Abbildung fixpunktfrei ist, beträgt demnach Der Grenzwert für ist zu b) Zuerst betrachte ich, was herauskommt, wenn ich ein festsetze und die restlichen -Werte beliebig wähle (natürlich im Rahmen einer Permutation). Für gibt es Möglichkeiten, und für die Verbleibenden Also ist : # Fixpunkt, beliebige Dabei zähle ich allerdings doppelt. D.h. um die Anzahl derjenigen , die nicht fixpunktfrei sind, zu bestimmen muss ich zwei Zahlen aus wählen ( Möglichkeiten), sie mit der Anzahl der restlichen Möglichkeiten () multiplizieren und von abziehen. # Fixpunkte, beliebige Dadurch habe ich aber zu viel abgezogen. Nämlich solche mit . Die muss ich wieder draufrechnen. # Fixpunkte, beliebige So geht das hin und her bis zu # Fixpunkte, beliebige # Fixpunkte, beliebige Also ergibt sich für #mehr als 0 Fixpunkte = Fixpunktfrei ist nun die Anzahl aller Permutationen () minus der Reihe über die alternierende Folge: #genau 0 Fixpunkte = Daraus folgt für die Wahrscheinlichkeit(genau 0 Fixpunkte) : und für den Grenzwert mit Taylor-Reihe: Die Grenzwerte sind gleich. Es liegt hier das bewundernswerte Phänomen vor, dass eine Eigenschaft einer Menge sich auf eine Untermenge überträgt. Noch erstaunlicher finde ich es, dass diese Eigenschaft sich auf verschiedene Wege berechnen lässt. Wenn ich hiermit auch nur jemandes Interesse an der Mathematik gesteigert habe, dann hat sich die Mühe gelohnt. Sollte ich hingegen jemanden verschreckt haben, tut mir das aufrichtig leid. Gruß Sukomaki Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert): "Ich möchte die Lösung in Zusammenarbeit mit anderen erstellen." |
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Freut mich, dass dich dieses interessante Problem so fasziniert hat. Das Problem der fixpunktfreien Permutationen ist (zumindest im deutschen Sprachraum) auch als "Wichtelproblem" bekannt - kannst du mal googeln. Schlägt also regelmäßig in der Vorweihnachtszeit immer wieder auf - jetzt hier im September ist das eher ungewöhnlich. :-D) Mit demselben "Prinzip von Inklusion und Exklusion" kann man übrigens auch die Wahrscheinlichkeit für GENAU Fixpunkte berechnen, die ist gleich gültig für alle . Im Grenzprozess bekommt man mit schlicht die Poisson-Verteilung mit Parameter 1. |
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Danke für die Formel für genau k Fixpunkte. Mit Poisson habe ich mich (inspiriert von Deiner Bemerkung und Wikipedia) die Tage beschäftigt, um Fußball-Ergebnisse vorherzusagen. Tatsächlich ging eines der Spiele Stuttgart - Darmstadt 3:1 aus. Wie auch immer : Es ist ja so, dass das Prinzip der Inklusion - Exklusion auch verwendet wird, um die Mächtigkeit von Mengen zu bestimmen. Z.B. ist Ich finde es schon interessant, dass diese Beziehung zwischen Wahrscheinlichkeiten und Mengen existiert. |
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> Tatsächlich ging eines der Spiele Stuttgart - Darmstadt 3:1 aus. Oh, da fehlen mir als Leser wohl ein paar Zwischengedanken, damit ich verstehen kann, inwieweit das mit Poisson zu tun hat. ;-) > Ich finde es schon interessant, dass diese Beziehung zwischen Wahrscheinlichkeiten und Mengen existiert. Interessant Ja, erstaunlich Nein: Im einem Laplaceschen Wahrscheinlichkeitsraum ist nun mal , womit diese Verbindung zwischen Prinzip von Inklusion und Exklusion (für Mengen) und Siebformel (für Wahrscheinlichkeiten) direkt folgt. Die Siebformel ist in gewisser Weise etwas allgemeiner, da sie auch in nicht-laplaceschen W-Räumen gilt. |
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Was hat Poisson mit Fußball zu tun? Nun die Poisson-Verteilung hat ja ihren Peak in der Nähe von . (Zu beachten ist, dass Poisson eine diskrete Verteilung ist) Wenn zwei Poisson-Verteilungen und (EDIT : statt und statt ) vorliegen, dann hat das Produkt seinen Peak in der Nähe von . In diesem Fall sind und die Tore, die Club1 und Club2 jeweils durchschnittlich erzielt haben (Mein Programm berücksichtigt auch die jeweiligen Gegentore). Das Ergebnis soll ausgedrückt werden in Begriffen von . Mein Algorithmus berechnet durch Ausprobieren von die Wertigkeit von . Das Maximum über entspricht dem Endergebnis. Also die Stelle wo sein Maximum annimmt, nicht das Maximum selbst. _________________________________________________________________________ Als Kind habe ich mir eben diese Frage auch schon gestellt : Wenn gegen spielt und gegen spielt. Wie spielt dann gegen ? Mein naiver Ansatz war : gegen spielt wobei die zwei Zahlen gekürzt sein sollen. (ich hoffe, ich habe diese Formel richtig in Erinnerung) Aber bei Spielen zu Null gibt klappt diese Methode nicht. Abgesehen davon müssen die Teams erst mal gegeneinander gespielt haben. Natürlich ist die Variante mit Poisson erfolgversprechender. _________________________________________________________________________ Mit den Resultaten Stuttgart - Darmstadt 3:1 Augsburg - Mainz 2:1 lag mein Programm richtig. Von den Punkten her lag mein Programm richtig bei München - Bochum 7:0 (2:0) Mönchengladbach - Leipzig 0:1 (1:3) Leverkusen - Heidenheim 4:1 (2:1) Berlin - Hoffenheim 0:2 (1:2) Desweiteren hat sich das Programm um höchstens ein Tor geirrt bei Frankfurt - Freiburg 0:0 (1:0) Dortmung - Wolfsburg 1:0 (1:1) Bremen - Köln 2:1 (1:1) Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass es im Fußball immer wieder mal zu Überraschungen kommt. _________________________________________________________________________ Den Zusammenhang zwischen Prinzip der Inklusion/Exklusion und Siebformel schaue ich mir noch genauer an. |
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Ich bleib mal noch bei der Fixpunktzählerei: Sei die Zufallsgröße Anzahl Fixpunkte einer zufälligen Permutation von , dann haben wir dessen Verteilung mit dem oben angegebenen schon bestimmt. Wie lauten nun Erwartungswert und Varianz von ? Natürlich könnte man über sowie gehen, aber das ist eine ziemlich langwierige Rechnerei. Es gibt aber auch einfachere Berechnungswege... |
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Um auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen, habe ich hier drei Leckerbissen aus der Welt der höheren Mathematik : ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * Manche Funktionen sind überall stetig, aber tatsächlich nirgendwo differenzierbar. Konstruierbar ist eine solche z.B. mit Hilfe der Tatsache, dass die geometrische Reihe über konvergiert, während die geometrische Reihe über divergiert. In Worten lautet eine solche Funktion (siehe Anhang) wird betragsmäßig von majorisiert, konvergiert und ist somit stetig. Die Ableitung ist gegeben durch . Dieser Ausdruck divergiert. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * Es gibt eine nicht-triviale Funktion, die überabzählbar viele Nullstellen besitzt. Ausgangspunkt ist das Fraktal namens Cantor-Menge. Aus einer Strecke wird das mittlere Stück entfernt. Aus den übrigen zwei Strecken wird wieder das mittlere Stück entfernt, aus den vier neuen Strecken wiederum... (siehe Anhang) Wo kommen die Nullstellen ins Spiel? Nun, ich versehe die Cantor-Menge mit einem Abstandsmaß. Dieses besagt, wie weit ein von der Cantor-Menge entfernt ist. Gut zu sehen ist das bei dem Zacken in der Mitte. Liegt links von der Mitte, ist es näher am linken Teil der Cantor-Menge und liegt rechts von der Mitte, ist es näher am rechten Teil der Cantor-Menge. Da die Cantor-Menge überabzählbar ist, gibt es auch überabzählbar viele , denen das Abstandsmaß Null innewohnt. Ergo, hat die cantorsche Abstandsfunktion überabzählbar viele Nullstellen. Und ist dazu noch stetig. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * Auch erstaunlich ist das Banach-Tarski-Paradoxon : Eine Kugel wird auf eine komplizierte Weise - mit Hilfe von Drehungen und Verschiebungen - so zerlegt, dass sich aus den Teilen zwei Kugeln mit exakt dem gleichen Volumen wie der Ausgangskugel erschaffen lassen. So weit ich weiß kann das Verfahren dann auf die zwei Kugeln angewendet werden, um vier Kugeln zu erschaffen, daraus wiederum acht u.s.w. LG Sukomaki |
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@Hal9000 Ich wette, Du weißt bereits, dass so wohl wie auch genau - unabhängig von - gleich Eins sind. Damit hätte ich insbesondere für größere nicht gerechnet. Von daher flasht mich das jetzt ein wenig. :-D) Mit Rencontres-Zahlen und erzeugenden Funktionen scheint die Berechnung ja einigermaßen überschaubar zu sein. siehe auch : de.wikipedia.org/wiki/Zuf%C3%A4llige_Permutation#Eigenschaften |
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Ich hatte an folgenden Weg gedacht: Es ist , wobei die Indikator-Zufallsvarible dafür kennzeichnet, dass an Position ein Fixpunkt vorliegt. Dann gilt wegen und damit . Weiterhin ist sowie für im Fall , damit folgt , daraus folgt im Fall . Für gilt abweichend - klar, denn dort liegt die konstante Zufallsgröße vor. D.h., die Bestimmung dieser Charakteristiken gelingt ohne Kenntnis der relativ komplizierten Einzelwahrscheinlichkeiten. |
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Warum schreibst Du zuerst bzw. ? Dass es in Folge dann heißen muss bzw. ist klar. Den Rest verstehe ich soweit. Die Doppelsumme sieht bei mir etwas komplizierter aus : Ich kann das halt nicht alles so im Kopf rechnen wie Du. Schon krass :-D) Wobei : Manchmal überspringe ich auch mehrere Schritte, was auch schon mal dazu führen kann, dass ich mich vertue. Ah, Du benutzt den Verschiebungssatz. Damit habe ich schon gerechnet. > D.h., die Bestimmung dieser Charakteristiken gelingt ohne Kenntnis der relativ komplizierten Einzelwahrscheinlichkeiten. Und das ist gut? :-) Insgesamt - würde ich sagen - ist Dein Vorgehen mal wieder recht elegant. |
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> Warum schreibst Du zuerst ... Laplacesche Wahrscheinlichkeit, d.h. "Anzahl günstig / Anzahl aller Varianten": Es gibt Permutationen. Wenn an einer festgelegten Position ein Fixpunkt ist, dann gibt es an der Stelle nix mehr zu variieren, die restlichen Stellen können aber beliebig permutieren. Analog dann bei zwei Fixpunkten an den Stellen und , was ja Ereignis ausdrückt - hier können nur noch die restlichen Stellen beliebig permutieren. |
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Ich hätte ja so argumentiert, dass es einen günstigen Fall von Fällen gibt, was sofort auf führt. Analog zu zwei Fixpunkten : und Gibt im Produkt |
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Möchte jemand etwas zu den Leckerbissen aus der Welt der höheren Mathematik beitragen? |
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ist falsch - warum soll das bei anders sein als bei ? Selbstverständlich gilt ebenso . Was du vermutlich meinst ist die BEDINGTE Wahrscheinlichkeit , das wäre korrekt. |
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Ja, die bedingte Wahrscheinlichkeit. Die meine ich. |
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Eine weitere Kuriosität aus dem mathematischen Kabinett : Es gibt eine Formel, die die fünf wichtigsten Zahlen enthält. Sie lautet : Mein Tutor an der Uni hat dazu gesagt : "Die könnt Ihr Euch einrahmen und aufhängen" :-) |
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"Die könnt Ihr Euch einrahmen und aufhängen" :-) Und dann betrachten wie ein Gemälde und darüber sinnieren, wie das Florian Freistetter hier macht: www.spektrum.de/kolumne/die-schoenste-formel-der-welt/1461437 |
Diese Frage wurde automatisch geschlossen, da der Fragesteller kein Interesse mehr an der Frage gezeigt hat.
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