Mathematik online lernen im Mathe-Forum. Nachhilfe online
Startseite » Forum » Faulhaber-Bernoulli

Faulhaber-Bernoulli

Universität / Fachhochschule

Tags: Bernoulli, Faulhaber

 
Antworten Neue Frage stellen Im Forum suchen
Neue Frage
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

17:53 Uhr, 28.09.2020

Antworten
Hallo,

ich habe hier etwas, von dem ich nicht weiß, ob es unbedingt von Interesse ist :-)

Also ich betrachte die reelle Einbettung der Faulhaber-Polynome, die ja eigentlich
als Summe von 1 bis n über jm und damit nur für natürliche Zahlen definiert sind.

Die ersten Faulhaber-Polynome sind :

F0(x)=x
F1(x)=12x(x+1)
F2(x)=16x(x+1)(2x+1)
F3(x)=14x2(x+1)2
F4(x)=130x(x+1)(2x+1)(3x2+3x-1)
F5(x)=112x2(x+1)2(2x2+2x-1)
F6(x)=142x(x+1)(2x+1)(3x4+6x3-3x+1)

Jetzt sind folgende Grenzwerte gleich :

limxFp(1x)x=Bp
limxFp(1x+λ)(x+λ)=Bp
limxFp(1xr)xr=Bp (r+)
limxFp(1bx)bx=Bp (b>1)

wobei Bp die Bernoulli-Zahlen sind.

Was ich etwas bedauerlich finde ist, dass z.B. dem Polynom f(x)=14x2(x+1)2 nicht
auf Anhieb anzusehen ist, dass limxf(1x)x=0 ist.

Naja eigentlich sieht man es der Funktion schon an :-)

Denn ausmultipliziert ist f(x)=14x4+12x3+14x2

Zur Erklärung :

Sei q(x)=cnxn+cn-1xn-1++c2x2+c1x+c0

Für c00 ist limxq(1x)x=±
Für c0=0 und c10 bleibt als limxq(1x)x=c1

Und im betrachteten Fall sind das eben die Bernoulli-Zahlen.

Gruß
Maki

Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert):
"Ich möchte die Lösung in Zusammenarbeit mit anderen erstellen."
Hierzu passend bei OnlineMathe:

Online-Übungen (Übungsaufgaben) bei unterricht.de:
 
Online-Nachhilfe in Mathematik
Antwort
anonymous

anonymous

02:39 Uhr, 29.09.2020

Antworten
Hallo,

Interessant, was es nicht alles gibt...

Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

10:14 Uhr, 30.09.2020

Antworten
Danke erstmal an Wurzlgnom.

Nun zu der Bernoulli-Zahl B1

In sämtlichen Bernoulli-Zahlen-Tabellen die ich gefunden habe steht B1=±12.

Wann benutze ich B1=-12 und wann B1=12?

Der Koeffizient c1 und damit B11! der Taylor-Reihe von xexp(x)-1 ist ja -12

Aber wenn ich limxF1(1x)x=B1 betrachte (siehe oben), so wäre B1=12

Antwort
HAL9000

HAL9000

14:30 Uhr, 30.09.2020

Antworten
B1=±12 ist Unsinn - als könnte man sich das raussuchen...

Nein, via Reihendarstellung xexp(x)-1=k=0Bkxkk! ist eindeutig B1=-12 klar.

Deine Verwirrung stammt vielleicht daher, dass in der Wikipedia im gleichen Atemzug von x1-exp(-x)=k=0Bk*xkk! gesprochen wird. Da ergibt nun eine einfache Rechnung den Zusammenhang

x1-exp(-x)=(-x)exp(-x)-1=!k=0Bk(-x)kk! ,

und damit per Koeffizientenvergleich Bk*=Bk für gerade k, sowie Bk*=-Bk für ungerade k. Letztere sind für ungerade k3 sowieso alle Null, es verbleibt lediglich noch der Unterschied B1*=-B1=12.


Der obige Grenzwert lautet daher wohl eher limxFp(1x)x=Bp* statt Bp.
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

15:43 Uhr, 30.09.2020

Antworten
Meine Verwirrung stammt daher, dass der einleitende Satz auf de.wikipedia.org/wiki/Bernoulli-Zahl
lautet :

Die Bernoulli-Zahlen oder Bernoullischen Zahlen, 1,±12,16,0,-130, sind eine Folge rationaler Zahlen...

Diese abkürzende Schreibweise ist in der Tat irreführend.

Aber ich gebe Dir völlig Recht : Es sollte limxFp(1x)x=Bp* heißen.
Frage beantwortet
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

14:12 Uhr, 01.10.2020

Antworten
Danke :-)

Das mit dem Koeffizientenvergleich hat mir gut gefallen.

Antwort
Doerrby

Doerrby aktiv_icon

07:13 Uhr, 02.10.2020

Antworten
Zitat:
"ich habe hier etwas, von dem ich nicht weiß, ob es unbedingt von Interesse ist :-)" (Maki76)

Ich hatte mich auch mal mit diesen Polynomen beschäftigt und ebenfalls festgestellt, dass ausmultiplizieren eine gute Idee ist:
m=1: 12n2+12n
m=2: 13n3+12n2+16n
m=3: 14n4+12n3+14n2
m=4: 15n5+12n4+13n3-130n
m=5: 16n6+12n5+512n4-112n2
m=6: 17n7+12n6+612n5-16n3+142n
...

Man sieht, dass die Polynome ab m=2 im Wechsel mit n bzw. n2 enden. Jedes Mal, wenn eine neuer Summand dazu kommt, besteht er aus Bernoulli-Zahl mal n. Wo das Polynom mit n2 endet, ist die Bernoulli-Zahl 0.
So lassen sich auch die Grenzwerte erklären: Wenn das Polynom mit n endet, hebt sich beim letzten Summanden 1/x gegen x weg, die Bernoulli-Zahl bleibt stehen, alle anderen Summanden gehen gegen 0.

Die obigen Polynomformeln kann man zu einer Gesamtformel zusammenfassen:
k=1nkm=1m+1nm+1+i=1m(-1)iBii(mi-1)nm-(i-1)

Tatsächlich kann man noch weiter verallgemeinern und nicht nur km, sondern differenzierbare f(k) betrachten:
k=1nf(k)F(n)+cf+i=1l(-1)iBii!f(i-1)(n)
wobei: F die Stammfunktion von f ist, cf eine funktionsabhängige Konstante (bei km ist diese 0), f(i-1)(n) die (i-1)-te Ableitung von f(n).
Da die Bernoulli-Zahlen und die Fakultäten für große i etwa gleich schnell wachsen, hängt es von den Ableitungen von f ab, ob die Summe konvergiert. Es kann also nötig sein, die Summe auf l Glieder zu begrenzen, so dass man nur einen Näherungswert erhält.

Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

10:13 Uhr, 02.10.2020

Antworten
Deine Formeln sind hilfreich. Wie bist Du auf sie gekommen?

Ich versuche gerade sie nachzuvollziehen. Aber sie sind wahrlich
nicht leicht für mich.

Antwort
HAL9000

HAL9000

11:28 Uhr, 02.10.2020

Antworten
Beispielsweise unter

en.wikipedia.org/wiki/Faulhaber's_formula#Proof_with_complex_numbers

ist eine Beweisvariante für die von Doerrby erstgenannte Polynom-Summenformel nachlesbar.

Antwort
Doerrby

Doerrby aktiv_icon

18:51 Uhr, 02.10.2020

Antworten
Die Formeln habe ich nach vielem Ausprobieren mit Unmengen an Zahlen rausgefunden, also eher unmathematisch, Beweise habe ich keine dafür, aber es hat ganz gut funktioniert.
Setz mal f(k)=ln(k) , damit bekommst du den Logarithmus der Stirling-Formel zur Annäherung der Fakultäten. Die Konstante muss man natürlich für jede Funktion erst rausfinden, hier ist sie 12ln(2π).
Mit f(k)=k-2 bekommst du eine Summenformel, in der die Bernoulli-Zahlen direkt als Faktoren stehen, genauer: das Negative der Zahlen. Die Konstante ist der Grenzwert der konvergierenden Reihe.
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

19:55 Uhr, 02.10.2020

Antworten
@Doerrby

Respekt!

Das sind ja geradezu Universal-Hilfsmittel :-D).

"Also eher unmathematisch". Aber das will doch auch erst mal gekonnt sein.

Den Logarithmus konnte ich unter MAPLE reproduzieren, aber die Summe über
k-2 kann ich irgendwie nicht nachvollziehen :-(

"Mit f(k)=k-2 bekommst du eine Summenformel, in der die Bernoulli-Zahlen direkt als Faktoren stehen"

Was meinst Du mit "direkt als Faktoren stehen"?

Ich dachte k=1nk-2=ζ(2)+c und k=1k-2=ζ(2).

Verstehe ich da etwas falsch?
Antwort
Doerrby

Doerrby aktiv_icon

20:38 Uhr, 02.10.2020

Antworten
k=1nk-2ζ(2)-1n+12n2-16n3+130n5-142n7+130n9
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

21:34 Uhr, 02.10.2020

Antworten
Ahja, so macht das Sinn. :-)

Man könnte hier aus k=1nk-2ζ(2)-k=0mBknk+1 wegen Bk=(-1)k+1kζ(1-k) noch
k=1nk-2ζ(2)+k=1m((-1)kkζ(1-k)nk+1)-1n machen.

Aber Achtung : Für kleine n neigt der Ausdruck zum Divergieren.

Der korrekt Wert ist (laut MAPLE) : k=1nk-2=ζ(2)-Ψ(1,n+1)
wobei Ψ(x)=ddxln(Γ(x)) und Ψ(1,x)=ddxΨ(x)

Aber das nur am Rande bemerkt.


Antwort
Doerrby

Doerrby aktiv_icon

04:28 Uhr, 03.10.2020

Antworten
Der Summenausdruck divergiert bei jedem n, wenn man genügend Summenglieder nimmt, weil die Bernoulli-Zahlen bei größeren k etwa wie die Fakultäten wachsen. Das ist schneller als n-k fällt.
Antwort
Doerrby

Doerrby aktiv_icon

05:03 Uhr, 03.10.2020

Antworten
Den korrekten Wert habe ich näherungsweise mit meiner Formel und f(k)=ln(k) überprüft. So bekomme ich direkt
ln(Γ(n+1))=ln(n!)=1nln(k)
wobei in der Formel n dann nicht auf natürliche Zahlen beschränkt sein muss, so dass man es zweimal ableiten kann und Ψ(1,n+1) erhält. Die erhaltenen Summanden stimmen mit den Summanden von
1nk-2 überein.
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

11:09 Uhr, 03.10.2020

Antworten
Du hast also ln(Γ(n+1))=k=1nln(k)

Das verstehe ich.

Auch sehe ich, dass Du die linke Seite zweimal nach n differenzierst,
um Ψ(1,n+1) zu erhalten.

Nur verstehe ich nicht, nach welcher Variablen Du die Summe auf der rechten Seite
differenzierst. Klar ist : d2dx2ln(x)=-x-2.

Aber wie kommst Du von k=1nln(k) nach k=1nk-2 ?
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

13:31 Uhr, 03.10.2020

Antworten
Hi HAL9000,

ich bin den Beweis durchgegangen und kann ihn soweit nachvollziehen.

Allerdings gibt es dort einen Schritt, den ich nur teilweise verstehe :

Wie komme ich von l=0j=0(-1)jBjzj+lj!(l+1)!nl+1 mit p=j+l auf
p=0j=0p(-1)jBjzpj!(p-j+1)!np-j+1 ?

Das Problem das ich hier habe ist, dass die Summanden für j>p Null werden müssen.

Das ist aber nur der Fall für j>p+1, weil dann 1(p-j+1)!=0 wird.

Vielleicht werden die Summanden ja für j>p aus einem anderen Grund Null.


Antwort
Doerrby

Doerrby aktiv_icon

15:44 Uhr, 03.10.2020

Antworten
Ich benutze meine Formel, jetzt ausgeschrieben, d.h. ohne Summenzeichen:
k=1nf(k)cf+F(n)-B11!f(n)+B22!fʹ(n)+B44!f(n)+B66!f(v)(n)+B88!f(vii)(n)+...
Zur Erinnerung: B3=B5=B7=...=0
k=1nf(k)cf+F(n)+12f(n)+112fʹ(n)-1304!f(n)+1426!f(v)(n)-1308!f(vii)(n)+...
Jetzt setze ich für f(k) die Funktion ln(k) ein:
k=1nln(k)cf+(nln(n)-n)+12ln(n)+1121n-1304!2n3+1426!4!n5-1308!6!n7+...
Während die Summe k=1nln(k) auf natürliche n beschränkt ist, ist ln(Γ(n+1)) eine kontinuierliche Funktion. Den Formelterm auf der rechten Seite kann man aber auch als kontinuierliche Funktion betrachten. Das tue ich und leite zweimal ab.
1. Ableitung:
ln(n)+121n-1121n2+1304!3!n4-1426!5!n6+1308!7!n8+...
2. Ableitung:
1n-121n2+161n3-1304!4!n5+1426!6!n7-1308!8!n9+...
Hier kürzen sich die Fakultäten raus und die Bernoulli-Zahlen bleiben als Koeffizienten stehen. Das ist jetzt die Näherung für Ψ(1,n+1) .
Wenn ich die in die Formel einsetze, die du gefunden hast
k=1nk-2=ζ(2)-Ψ(1,n+1) ,
dann kommen die gleichen Summanden raus wie bei meiner Formel.

Übrigens: unterwegs, bei der 1. Ableitung, stehen die Näherungsglieder für
k=1n1k
Die fehlende Konstante cf ist in dem Fall die Eulerkonstante C = 0,5772...
Das zeigt auch, dass die Formel nicht perfekt ist, denn die jeweilige Konstante kommt durch das Ableiten nicht raus.


Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

18:34 Uhr, 03.10.2020

Antworten
Hallo Doerrby,

nach dem was Du mir geschrieben hast, schätze ich Dich so ein,
dass Dich folgendes "Papier" interessieren könnte :

web.archive.org/web/20110617053801/http://www.math.tu-berlin.de/~mueller/HowToAdd.pdf

Es geht darin um Summation mit nicht-ganzzahligen Grenzen.
Sogar komplexe Grenzen werden abgehandelt.

Auf der ersten Seite dieser Abhandlung findet sich die wenig
bekannte Euler'sche Formel v=1-121v=-2ln(2)

Die kann man auch erhalten per limn(k=1n1k-k=1n1k-12)=-2ln(2).


Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

15:20 Uhr, 04.10.2020

Antworten
Ich habe noch folgenden Zusammenhang herausgefunden :

k=1-121ks=limn(k=1n1ks-k=1n1(k-12)s)=-(2s-2)ζ(s).

Antwort
Doerrby

Doerrby aktiv_icon

16:22 Uhr, 04.10.2020

Antworten
Der Link funktioniert leider nicht als Ganzes. Wenn ich tu-berlin... eingebe, steht dann, dass ein solcher Benutzer nicht existiert.
Was bedeutet eigentlich die obere Summengrenze -1/2 ? So was kenne ich nicht.
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

18:29 Uhr, 04.10.2020

Antworten
Hallo Doerrby,

um den Link korrekt aufzurufen, kannst Du gerne Copy & Paste benutzen :

Markiere einfach den kompletten Link im Thread, drücke die rechte Maus-Taste,
und klicke "Kopiere" an. Dann gehe in die URL-Leiste, wieder rechte Maus-Taste
und dann auf "Einfügen".

Nach Eingabe mit Enter sollte der Artikel korrekt geladen werden :-)

Zu der Summe mit Grenze -12 :

Es gibt ja Summenformeln wie z.B. i=1ni=n2(n+1), die
zunächst nur für natürliche n definiert sind. Man kann sie aber auch
unbeschadet auf reelle (sogar komplexe) Zahlen ausweiten.

Mit Summen kann man ja wilde Spiele treiben :

Was ist z.B. j=abf(j), wenn a>b ist?

Nun, die Antwort ist leicht : j=abf(j)=j=mbf(j)-j=ma-1f(j) (mit m<b)

Genau so gut kann man hergehen, und wenn limxf(x)=0 ist definieren
j=arf(j)=limn(j=anf(j)+(r-r)f(n+1)-j=r+1nf(j+r-r)) (r>a)

Beispielsweise ist j=12.2f(j)f(1)+f(2)+0.2f(3)

Weil f(x) für x gegen gegen Null geht ist eine bessere Näherung :

j=12.2f(j)f(1)+f(2)+f(3)+f(4)+f(5)+0.2f(6)-f(6.2)-f(5.2)-f(4.2)-f(3.2)

Gruß
Maki
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

19:03 Uhr, 05.10.2020

Antworten
Ich wollte diesen Thread noch ein bisschen offen halten. Der Automatismus ist mir zuvorgekommen.

@Doerrby

Was hältst Du von der strangen Mathematik?
Antwort
Doerrby

Doerrby aktiv_icon

08:15 Uhr, 06.10.2020

Antworten
Da mein Studium schon 20 Jahre her ist, werde ich wohl eine Zeit brauchen, mich da durch zu arbeiten, aber auf den ersten Blick sieht's interessant aus. Danke für den Link!
Frage beantwortet
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

11:38 Uhr, 07.10.2020

Antworten
Danke für die Beiträge. Ich habe natürlich allen ein "gut geholfen" gegeben.

Insbesondere danke ich Doerrby für seine Summenformeln.