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Mehrschrittige Fehlerfortpflanzung

Universität / Fachhochschule

Wahrscheinlichkeitsmaß

Tags: Fehlerfortpflanzung, Statistik, Wahrscheinlichkeitsmaß

 
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timlucas

timlucas aktiv_icon

07:56 Uhr, 03.06.2025

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Ich möchte den spez. Widerstand eines Kabels berechnen.
ρ=RAl
Dabei ist ρ abhängig von dem Kabelquerschnitt, dem bestimmten Widerstand und der Messlänge.
Ich möchte nun den Kabelquerschnitt bestimmen. Ich mache mir 5 Kabelzuschnitte. Ich messe von jedem Kabelabschnitt 5 Litzen jeweils 5 mal mit einer Mikrometerschraube. Dadurch kann ich den Mittelwert des Durchmessers der Litze 1 und den Standardfehler bestimmen.
Ich habe nun also 5 Durchmesser mit ihren einfachen Unsicherheiten für Kabel 1 (und 5 Durchmesser für Kabel 2 usw.).
Ich möchte nun den Mittelwert d1¯ bestimmen, also den Mittelwert der 5 Litzendurchmesser für Kabel 1. Das mache ich mit der Gaußschen Fehlerfortpflanzung. Dadurch erhalte ich ein Ergebnis für den Kabeldurchmesser d1¯=x±Δx
Bei Δx handelt es sich aber nur um den einfachen Fehler.
Ich könnte mit der Formel U=kΔx die erweiterte Unsicherheit bestimmen (k=2 für p=95%).
Ich könnte allerdings auch nur mit der einfachen Sicherheit u(d1¯) weiterrechnen und den Mittelwert d¯ aus den 5 Mittelwerten (d1¯,d2¯...) bestimmen. Muss ich also nach jedem Schritt die erweiterte Unsicherheit berechnen und mit dieser Weiterrechnen, oder reicht die einfache Unsicherheit aus und ich gebe die Erweiterte Unsicherheit nur am Ende an (bei ρ)?

Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert):
"Ich möchte die Lösung in Zusammenarbeit mit anderen erstellen."
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HAL9000

HAL9000

08:19 Uhr, 03.06.2025

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Eine Frage am Rande: Warum willst du den Mittelwert d der fünf Mittelwerte d1,,d5 bestimmen?

So wie ich dich verstanden habe, ist dein eigentliches Ziel doch die Bestimmung der Gesamtquerschnittsfläche A=π4(d12++d52) sowie deren Fehler ΔA. Zu diesem Zweck solltest du besser den Durchschnitt der Durchmesserquadrate d2¯ bestimmen statt mit dem Quadrat des Durchschnittsdurchmessers d2 zu rechnen!

Macht vielleicht keinen so großen Unterschied, wenn die fünf Litzen nahezu gleich dick sind (wovon wohl auszugehen ist), dennoch ist es die genauere Vorgehensweise - wir wollen ja keine zusätzlichen Fehler reinbringen, die vermeidbar sind. ;-)


> oder reicht die einfache Unsicherheit aus und ich gebe die Erweiterte Unsicherheit nur am Ende an?

So ist es richtig.

timlucas

timlucas aktiv_icon

08:26 Uhr, 03.06.2025

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Danke für die Antwort!
Was meinst du mit Durchschnitt der Durchmesserquadrate statt Quadrat des Durchschnittdurchmessers?
Wenn ich die einzelnen Durchmesser addiere (wie in deiner Formel) wird die Fläche ja sehr groß! Oder hast du eine Wurzel in deiner Formel vergessen?
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HAL9000

HAL9000

08:36 Uhr, 03.06.2025

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Nochmal: Wenn dein Ziel die Bestimmung der Gesamtfläche A=π4(d12++d52) ist, dann solltest du doch auch genau diese Formel nehmen! Dein Weg klingt so, als wolltest du mit

A=?π45d2=π45(d1++d55)2

rechnen, was einen zusätzlichen (vermeidbaren) Fehler reinbringt - der umso größer ist, je stärker sich die Litzen im Durchmesser unterscheiden.


timlucas

timlucas aktiv_icon

08:44 Uhr, 03.06.2025

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Ich glaube ich habe mich falsch ausgedrückt. Das Kabel hat 74 Litzen. Ich messe 5 Kabel und davon jeweils 5 Litzen mehrmals um einen Mittelwert mit Standardfehler zu bekommen. Das mache ich um den Durchmesser einer Litze noch genauer zu erhalten. Mit diesem genauen Durchmesser einer Litze berechne ich die Fläche einer Litze Ae=πd24
Dann multipliziere ich die Fläche einer Litze mal 74 um die Gesamtfläche des Kabels zu erhalten.
A=74Ae
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HAL9000

HAL9000

08:47 Uhr, 03.06.2025

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Ja Ok, diesen Part habe ich missverstanden, es sind 74 statt 5 Litzen - du misst eben nur 5 der 74 Litzen.

Das ändert aber nichts grundsätzlich an meinem Kommentar: Du solltest deine Statistiken nicht auf die di beziehen, sondern auf deren Quadrate - auch dann, wenn du von 5 auf 74 hochrechnest.


Extremes Beispiel für ein Kabel mit nur zwei Litzen: Die mögen die Durchmesser d1=1mm und d2=3mm haben.

Dann ist die Gesamtquerschnittsfläche der Litzen gleich A=π4(d12+d22)7.85mm2 .

Wenn du hingegen mit d=d1+d22=2mm und dann einfach

A=?2π4d26.28mm2

rechnest, dann machst du doch (abseits der hier im Beispiel noch gar nicht betrachteten Fehlerrechnung) einen zusätzlichen systematischen Fehler!!!

timlucas

timlucas aktiv_icon

08:56 Uhr, 03.06.2025

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Dein Beispiel verstehe ich. Aber ich messe ja nicht alle Litzen eben nur 5 um daraus einen Mittelwert mit Standardfehler zu erhalten.
Ich habe also die Kabel 1-5 und die Mittelwerte d1-d5(d1 ist der Mittelwert aus den 5 Litzen aus Kabel 1 etc.)und berechne aus diesen 5 Durchmessern auch nochmal den Mittelwert und erhalte dadurch einen Mittelwert d der ziemlich genau sein sollte.
Wie soll ich sonst mit Quadraten die Gesamtfläche bestimmen? Wenn die Litzen im Durchmesser stark variieren wird das doch durch den Mittelwert und den Standardfehler berücksichtigt.
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HAL9000

HAL9000

09:29 Uhr, 03.06.2025

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Ok, nochmal von vorn, an einem konkreten Beispiel: Du hast z.B. folgende Daten gemessen (jeweils in mm, jede Spalte repräsentiert eine Litze):

d1 d2 d3 d4 d5
0,188 0,182 0,226 0,210 0,213
0,192 0,189 0,210 0,205 0,209
0,188 0,203 0,195 0,226 0,199
0,199 0,201 0,200 0,219 0,224
0,203 0,216 0,194 0,213 0,211

Wie lautet nun deine Schätzung für die Gesamtfläche A der 74 Litzen bzw. des zugehörigen einfachen Fehlers ΔA ?
timlucas

timlucas aktiv_icon

10:34 Uhr, 03.06.2025

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Ich habe die Berechnung im Anhang.
Ich komme auf folgende Werte [mm]
d1=0,194±0,004
d2=0,198±0,006
d3=0,205±0,006
d4=0,215±0,004
d5=0,211±0,005

Dann komme ich auf d¯=0,205±0,003 mm
Fläche einer einzelnen Litze A=0,033±0,001 mm^2
Fläche von 74 Litzen: A=2,44±0,08

Berechnung 1
Berechnung 2
Berechnung 3
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HAL9000

HAL9000

11:12 Uhr, 03.06.2025

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Genau wie befürchtet: Du rechnest die Gesamtfläche aus basierend auf d=d1++d55 Besser wäre es (wie schon zweimal erwähnt) sie auf Basis von d2¯=d12++d525 auszurechnen, d.h. statt A=?74π4d2 mit A=74π4d2¯, das ist statistisch unverzerrt und damit sauberer.


Aber angesichts der vielen Zwischenrundungsfehler ist es eh egal, wie du rechnest: Die Feinheiten, die ich da rausarbeiten wollte, verschwinden bei dieser unsauberen Rechenweise. Merke: Niemals runden bei Zwischenergebnissen! Erst beim Endergebnis, sonst kriegst du unnötige Zusatzfehler in der Rechnung.
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timlucas

timlucas aktiv_icon

11:32 Uhr, 03.06.2025

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Okay, vielen Dank für deine Hilfe