incc1 
14:24 Uhr, 21.04.2018
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Hallo,ich bräuchte Hilfe mit dem Verstehen des Kompaktheitssatzes/Endlichkeitssatzes.
Seien und unendliche Mengen aussagenlogischer Formeln. Zeigen oder widerlegen Sie folgende Aussagen:
Ist für alle erfüllbar, dann ist erfüllbar.
Ist für alle erfüllbar, dann ist erfüllbar.
Ich verstehe einfach nicht, wie ich dem Kompaktheitssatz ausnutzen kann, um diese Aussagen zu beweisen/widerlegen. Wie funktioniert der Kompaktheitssatz an diesen Beispielen genau. Könnte vielleicht jemand das ausführlich und verständlich erklären? Wäre sehr dankbar.
Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert): "Ich bräuchte bitte einen kompletten Lösungsweg." (setzt voraus, dass der Fragesteller alle seine Lösungsversuche zur Frage hinzufügt und sich aktiv an der Problemlösung beteiligt.) |
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tobit 
19:58 Uhr, 21.04.2018
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Hallo incc1!
Bevor ich zu den Aufgaben a) und b) komme, sollten wir uns ein wenig mit dem nötigen Verständnis des Kompaktheitssatzes bzw. des Erfüllbarkeits-Begriffes beschäftigen.
Ich weiß nicht, inwieweit du mit dem Erfüllbarkeits-Begriff vertraut bist. Kannst du z.B. irgendwelche konkreten aussagenlogische Formeln F und G nennen, so dass die (einelementige) Menge {F} erfüllbar ist und die Menge {G} nicht erfüllbar ist?
Wenn N eine Menge erfüllbare Menge aussagenlogischer Formeln ist und M eine Teilmenge von N, ist dir dann klar, dass M (erst recht) erfüllbar ist? Ist hingegen lediglich eine Teilmenge M von N erfüllbar, muss die Menge N selbst noch lange nicht erfüllbar sein. (Fällt dir ein Beispiel ein?) (Diese Zusammenhänge sind für ein Verständnis des Kompaktheitssatzes und zum Lösen der Aufgabe zentral.)
Wenn N erfüllbar ist, dann sind also alle Teilmengen von N auch erfüllbar. Insbesondere sind in diesem Fall alle endlichen Teilmengen von N erfüllbar.
Der Kompaktheitssatz besagt nun umgekehrt: Wenn wir von einer Menge N aussagenlogischer Formeln nur wissen, dass alle ihre endlichen Teilmengen erfüllbar sind, dann ist schon die ganze Menge N erfüllbar!
Nun zu den Aufgaben:
Zu a): Heißt es dort wirklich mit den drei Pünktchen (dann wäre erfüllbar) oder soll es heißen (dann wäre die Aussage im Allgemeinen falsch und somit zu widerlegen)?
Zu b): Heißt es am Ende der Definition von tatsächlich oder ? In beiden Fällen kann man aber im Wesentlichen gleich argumentieren, dass die Aussage wahr ist: Um die Erfüllbarkeit von M zu zeigen, müssen wir nach dem Kompaktheitssatz nur die Erfüllbarkeit jeder endlichen Teilmenge von zeigen. Sei also eine beliebig vorgegebene endliche Teilmenge von . Zeigen müssen wir die Erfüllbarkeit von . Wir setzen bereits voraus, dass die erfüllbar sind. Wenn wir ein finden, so dass ist, können wir aus der Erfüllbarkeit von die von folgern und haben gewonnen... ;-)
Ich habe bis morgen Abend Zeit, dir weiterzuhelfen. Am besten schreibst du dazu, was dir klar ist und was nicht.
Viele Grüße Tobias
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incc1 
20:37 Uhr, 21.04.2018
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Hallo Tobias, danke für deine Antwort.
Mit dem Erfüllbarkeits-Begriff bin ich vertaut. mit wäre erfüllbar und mit wäre unerfüllbar.
"Wenn eine Menge erfüllbare Menge aussagenlogischer Formeln ist und eine Teilmenge von ist dir dann klar, dass (erst recht) erfüllbar ist?" Ja, das ist mir klar.
"Ist hingegen lediglich eine Teilmenge von erfüllbar, muss die Menge selbst noch lange nicht erfüllbar sein. (Fällt dir ein Beispiel ein?)" Wäre ein Beispiel hier die nicht einfach die Vereinigung von und aus dem Beispiel oben? Wäre diese Menge dann also nicht erfüllbar?
"Der Kompaktheitssatz besagt nun umgekehrt: Wenn wir von einer Menge aussagenlogischer Formeln nur wissen, dass alle ihre endlichen Teilmengen erfüllbar sind, dann ist schon die ganze Menge erfüllbar!" Genau das fällt mir schwer zu verstehen und insbesondere diesen Satz anzuwenden. Ich muss also beweisen, dass ALLE endliche Teilmengen einer Menge aussagenlogischer Formeln erfüllbar ist? Aber wie mache ich das? Was bedeutet "alle Teilmengen von N..."?
Zu Es soll tatsächlich heißen. Zu
"Sei also M′ eine beliebig vorgegebene endliche Teilmenge von M." Was meinst du mit "beliebig vorgegebene endliche Teilmenge"? Meinst du damit jeweils die und ?
"Wenn wir ein n∈ℕ finden, so dass M′⊆Sn ist, können wir aus der Erfüllbarkeit von Sn die von M′ folgern und haben gewonnen... ;-)" Verstehe ich nicht
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tobit 
21:17 Uhr, 21.04.2018
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" {F} mit F=a∨¬a wäre erfüllbar und {G} mit G=a∧¬a wäre unerfüllbar. "
Genau. Auch z.B. für wäre {F} erfüllbar.
"Ist hingegen lediglich eine Teilmenge M von N erfüllbar, muss die Menge N selbst noch lange nicht erfüllbar sein. (Fällt dir ein Beispiel ein?)" Wäre ein Beispiel hier die nicht einfach die Vereinigung von {F} und {G} aus dem Beispiel oben? Wäre diese Menge dann also nicht erfüllbar?
Ja, da schon {G} nicht erfüllbar ist, ist die Menge {F,G} erst recht nicht erfüllbar (denn wäre {F,G} erfüllbar, dann wäre auch {G} als Teilmenge von {F,G} erfüllbar). Somit wäre z.B. M={F} und N={F,G} ein Beispiel der von mir gesuchten Art.
Anderes Beispiel: Betrachten wir mal und . Dann sind {F} und {G} beide erfüllbar, jedoch ist {F,G} nicht erfüllbar.
" "Der Kompaktheitssatz besagt nun umgekehrt: Wenn wir von einer Menge N aussagenlogischer Formeln nur wissen, dass alle ihre endlichen Teilmengen erfüllbar sind, dann ist schon die ganze Menge N erfüllbar!" Genau das fällt mir schwer zu verstehen und insbesondere diesen Satz anzuwenden. "
Geht es nur um die Anwendung dieses Satzes oder ist dir an der Aussage des Satzes an sich etwas unklar?
" Ich muss also beweisen, dass ALLE endliche Teilmengen einer Menge N aussagenlogischer Formeln erfüllbar ist? "
Musst du nicht... ;-) Aber wenn du beweisen möchtest, dass eine Menge N erfüllbar ist, genügt es zu zeigen, dass die endlichen Teilmengen von N erfüllbar sind.
" Aber wie mache ich das? "
Das hängt davon ab, wie die Menge N aussieht bzw. was du über sie weißt. Unabhängig davon ist aber die typische Strategie zum Nachweis einer "für alle"-Aussage anwendbar: Nimm dir eine beliebig vorgegebene endliche Teilmenge von ("Sei eine endliche Teilmenge von N.") und zeige, dass diese Teilmenge erfüllbar ist. Da die endliche Teilmenge von beliebig vorgegeben war, sind somit ALLE Teilmengen von erfüllbar.
" Was bedeutet "alle Teilmengen von N..."? " "
Die Aussage "Alle Teilmengen von N sind erfüllbar" bedeutet, dass jede Teilmenge von erfüllbar ist. (Möglicherweise habe ich aber deine Frage noch nicht wirklich verstanden.)
" "Sei also M′ eine beliebig vorgegebene endliche Teilmenge von M." Was meinst du mit "beliebig vorgegebene endliche Teilmenge"? Meinst du damit jeweils die Rn und Sn? "
Nein. Wir wollen etwas über ALLE endlichen Teilmengen von M zeigen. Sei dazu EINE ("feste, aber beliebige") endliche Teilmenge von M. Wir zeigen die Erfüllbarkeit von . Da die Argumentation für jede beliebige endliche Teilmenge gilt, haben wir dann die Erfüllbarkeit von für JEDE endliche Teilmenge von M gezeigt.
" "Wenn wir ein n∈ℕ finden, so dass M′⊆Sn ist, können wir aus der Erfüllbarkeit von Sn die von M′ folgern und haben gewonnen... ;-)" Verstehe ich nicht :( "
Wir sind gerade an der Stelle, an der wir die Erfüllbarkeit von zeigen möchten (Wenn uns dies gelingt, dann haben wir gewonnen, d.h. unseren Beweis erbracht). Wir setzen voraus, dass jede Menge erfüllbar ist. Teilmengen erfüllbarer Mengen sind (erst recht) wieder erfüllbar. Wenn wir also (für irgendein ) zeigen können, muss erst recht erfüllbar sein.
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incc1 
21:37 Uhr, 21.04.2018
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"Geht es nur um die Anwendung dieses Satzes oder ist dir an der Aussage des Satzes an sich etwas unklar?"
Ich glaube, dass ich einfach einen ausführlichen Beispiel sehen muss. Kannst du das vielleicht an zeigen und ich probiere mich dann an
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tobit 
21:50 Uhr, 21.04.2018
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a) und b) sind leider sehr unterschiedlich. Bei a) ist ein konkretes Gegenbeispiel gesucht (das hat nichts mit dem Kompaktheitssatz zu tun). Bei b) lässt sich die Aussage unter Zuhilfenahme des Kompaktheitssatzes beweisen. Gibt es auch noch weitere Aufgabenteile, in denen die Menge N vorkommt?
Ich schreibe gleich in einem separaten Beitrag einen Lösungsvorschlag für b) im Zusammenhang.
Bei a) untersuche z.B. mal , , , , , , , ... .
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tobit 
22:06 Uhr, 21.04.2018
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Zu b):
Wir beweisen die Aussage aus b).
Sei dazu für alle erfüllbar. Zu zeigen ist die Erfüllbarkeit von M.
Nach dem Kompaktheitssatz genügt es, die Erfüllbarkeit von für jede endliche Teilmenge von M zu zeigen.
Sei also eine endliche Teilmenge von M beliebig vorgegeben. Zu zeigen ist die Erfüllbarkeit von .
Hilfsbehauptung: Es existiert ein mit .
Wenn die Hilfsbehauptung bewiesen ist, ist als Teilmenge der erfüllbaren Menge erst recht erfüllbar, was zu zeigen war.
Fehlt nur noch der Beweis der Hilfsbehauptung: Da eine endliche Teilmenge von ist, hat die Gestalt für gewisse für ein . Sei . Dann ist und damit , also wie gewünscht .
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incc1 
00:34 Uhr, 22.04.2018
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hmm, warum kann ich bei der nicht genau wie bei der irgendwelche Formeln aussuchen, also
Bei F_3=¬a, .
(sry für die blöden fragen^^)
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tobit 
07:51 Uhr, 22.04.2018
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Du darfst und sollst hier gerne auch "blöde" Fragen stellen. :-) Nur wenn du sie stellst, kann ich darauf eingehen.
Die Aussage aus a) ist im Allgemeinen falsch (d.h. nicht immer richtig). Um das einzusehen, genügt EIN Gegenbeispiel.
Die Aussage aus b) ist immer richtig. Um das einzusehen, genügt die Betrachtung eines Beispiels nicht. Denn wenn die Aussage in diesem Beispiel stimmt, wissen wir noch lange nicht, ob sie immer stimmt.
Dennoch kann die Betrachtung von Beispielen dem Verständnis und damit der Lösungsfindung helfen. Schauen wir uns mal das Beispiel F1=a,F2=b, F3=¬a, F4=c,F5=d,F6=e,F7=f,... bei b) an. Dann ist z.B. nicht erfüllbar. Also sind nicht alle erfüllbar. Somit ist die Aussage aus b) in unserem Beispiel wahr.
Hast du schon das Beispiel bei a) untersucht? Sind die erfüllbar? (Also ist erfüllbar? Ist erfüllbar? Ist erfüllbar? ...) Ist erfüllbar?
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incc1 
10:24 Uhr, 22.04.2018
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Also dieses Beispiel sowohl für als auch für .
"Sind die erfüllbar? (Also ist erfüllbar? Ist erfüllbar? Ist erfüllbar? Ist erfüllbar?" Ich würde sagen, dass alle drei jeweils selber erfüllbar sind, aber die Vereinigung aus zum Beispiel und sind nicht erfüllbar. Und da schon eine endliche Teilmenge von unerfüllbar ist, ist auch unerfüllbar und somit M?
Und das selbe könnte ich doch dann für behaupten, oder?
"Dann ist . nicht erfüllbar. Also sind nicht alle Sn erfüllbar. Somit ist die Aussage aus in unserem Beispiel wahr."
Das verstehe ich leider nicht... Nach dem Kompaktheitssatz, wenn schon eine endliche Teilmenge von also nicht erfüllbar ist, dann ist doch unerfüllbar... (genau wie bei der
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tobit 
12:22 Uhr, 22.04.2018
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" Ich würde sagen, dass alle drei (R1,R2,R3) jeweils selber erfüllbar sind,"
Genau. Die Mengen sind ebenfalls jeweils erfüllbar. Somit sind alle erfüllbar.
" aber die Vereinigung aus zum Beispiel R1 und R2 sind nicht erfüllbar. "
Ja. (Es gilt , und damit .) Wegen ist erst recht nicht erfüllbar.
" Und da schon eine endliche Teilmenge von Rn unerfüllbar ist, ist auch Rn unerfüllbar "
Nein, im Beispiel sind alle jeweils erfüllbar. Für die Fälle hast du das ja selbst oben festgestellt. (Wenn du tatsächlich eine unerfüllbare Teilmenge von irgendeinem finden würdest, wäre in der Tat auch unerfüllbar. Aber das ist nicht möglich.)
Zusammengefasst: Im Beispiel sind alle erfüllbar, ist jedoch nicht erfüllbar. Also ist die Aussage aus a) für dieses Beispiel falsch.
" Und das selbe könnte ich doch dann für b) behaupten, oder? "
Was M angeht, ja. Die tauchen hingegen bei b) ja gar nicht auf. Und die sind im Gegensatz zu den im Beispiel ja nicht alle erfüllbar.
" Nach dem Kompaktheitssatz, wenn schon eine endliche Teilmenge von Sn also S2 nicht erfüllbar ist, dann ist doch Sn unerfüllbar... (genau wie bei der a)) "
Im Beispiel ist erfüllbar für und nicht erfüllbar für . Wie auch immer: Jedenfalls sind nicht alle erfüllbar (im Gegensatz zu den aus a), die allesamt erfüllbar waren). Damit taugt unser Beispiel nicht als Gegenbeispiel bei b). (Und wir werden auch gar kein Gegenbeispiel finden, denn die Aussage b) ist stets wahr.)
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incc1 
19:42 Uhr, 22.04.2018
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"(Wenn du tatsächlich eine unerfüllbare Teilmenge von irgendeinem Rn finden würdest, wäre in der Tat auch Rn unerfüllbar. Aber das ist nicht möglich.)"
Aber was würde passieren wenn wir beispielsweise diese Formeln nehmen würden: F1=a,F2=¬a,F3=b,F4=c,F5=d,F6=e,F7=f,...
Dann ist doch nicht für alle erfüllbar und somit muss wahr sein?
Und zuletzt: Könntest du mir vielleicht noch deinen formalen Beweis für oben erklären bzw. die Hilfsbehauptung? Also: Wie kommst du auf die Gestalt bzw. wie kann ich die indexe mit den Zahlen daneben verstehen? Und was macht die Funktion . ) genau?
Danke schonmal für deine Hilfe.
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tobit 
03:09 Uhr, 23.04.2018
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" Aber was würde passieren wenn wir beispielsweise diese Formeln nehmen würden: F1=a,F2=¬a,F3=b,F4=c,F5=d,F6=e,F7=f,...
Dann ist doch Rn nicht für alle n erfüllbar und somit muss a) wahr sein? "
Ja genau, für dieses Beispiel trifft die Aussage aus a) zu. Sie trifft für manche Beispiele zu, für andere nicht. Damit ist sie im Allgemeinen falsch.
" Und zuletzt: Könntest du mir vielleicht noch deinen formalen Beweis für b) oben erklären bzw. die Hilfsbehauptung? "
Die Hilfsbehauptung ist übrigens anschaulich ziemlich naheliegend und wird möglicherweise auch ohne Beweis akzeptiert: Wenn eine endliche Teilmenge von ist, ist eine Teilmenge von , wenn man nur n "genügend groß" wählt. Mein Beweis führt im Einzelnen aus, wie man ein solches "genügend großes" n finden kann.
" Wie kommst du auf die Gestalt M′ "
Da endlich ist, hat nur endlich viele Elemente für ein . Da eine Teilmenge von ist, gilt z.B. (im Falle ) . Wegen gibt es somit ein mit . Analog gibt es (im Falle ) ein mit . Usw. Auf diese Weise erhält man eine Darstellung der Form .
" bzw. wie kann ich die indexe i mit den Zahlen daneben verstehen? "
Die Indizes sind natürliche Zahlen.
" Und was macht die Funktion n:=max(... ) genau? "
Gemeint ist das Maximum der natürlichen Zahlen , also die größte unter diesen (endlich vielen) natürlichen Zahlen.
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