anonymous
14:19 Uhr, 29.10.2016
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Hallo, ich habe irgendwie ein Verständnisproblem zur folgenden Aufgabe:
"Auf betrachten wir die Relation . Zeigen Sie, dass dies eine Äquivalenzrelation ist und skizzieren Sie ein Repräsentantensystem."
Ich habe schon gezeigt, dass es sich um eine Äquivalenzrelation handelt (indem ich gezeigt habe, dass Reflexivität, Symmetrie und Transitivität erfüllt sind). Ich weiß aber nicht, wie ich das mit dem Repräsentantensystem machen muss, da ich die Definition davon nicht wirklich verstehe.
Mein Ansatz war: Eine Äquivalenzklasse zu bestimmen. Dann weiß ich aber nicht, wie das Repräsentantensystem aus jeder Äquivalenzklasse ein Element enthalten soll... Ich habe beispielsweise folgende Äquivalenzklasse bestimmt (hoffentlich richtig?): . Das ist ja eine Schar von Geraden. Ich habe das auch mal für andere Punkte gemacht und bemerkt, dass die Geraden alle die Steigung haben. Aber wie mache ich jetzt dieses Repräsentantensystem?
Vielen Dank schon mal. :-)
Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert): "Ich bräuchte bitte einen kompletten Lösungsweg." (setzt voraus, dass der Fragesteller alle seine Lösungsversuche zur Frage hinzufügt und sich aktiv an der Problemlösung beteiligt.) |
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tobit 
07:40 Uhr, 30.10.2016
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Hallo empty-box!
Deine Überlegungen sind (bis auf die Notation der hinteren beiden Mengen) korrekt. :-)
Ein Repräsentantensystem ist z.B. gegeben durch , wobei .
Wenn ich dir nachweisen soll, dass es sich tatsächlich um ein Repräsentantensystem handelt, brauche ich folgende Infos von dir:
Wie habt ihr den Begriff Repräsentantensystem genau definiert?
Ist bereits bekannt, dass ein Repräsentantensystem der Äquivalenzrelation auf gegeben durch ist?
Viele Grüße Tobias
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anonymous
12:01 Uhr, 30.10.2016
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Hallo Tobit, vielen Dank, ich hatte schon die Befürchtung, dass ich gar keine Antwort mehr bekomme.
Wir haben Repräsentantensystem folgendermaßen definiert:"Ein Repräsentantensystem ist eine Teilmenge von die aus jeder Äquivalenzklasse ein Element enthält. Ein solches Repräsentantensystem ist in der Regel nicht eindeutig." Also würde hier entsprechen.
Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, warum ein Repräsentantensystem ist, vielleicht könntest du es zur Sicherheit noch mal kurz erklären? Also wieso ist die 1 ausgeschlossen? Oder meinst du hier ?
Vielen lieben Dank schon mal. :-)
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tobit 
19:43 Uhr, 30.10.2016
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> Ein Repräsentantensystem ist eine Teilmenge von M, die aus jeder Äquivalenzklasse ein Element enthält.
Hier fehlt ein wichtiges Wort; es muss heißen: "..., die aus jeder Äquivalenzklasse GENAU ein Element enthält."
Ein Repräsentantensystem ist also eine Teilmenge V von M mit folgenden Eigenschaften: 1. V enthält aus jeder Äquivalenzklasse mindestens ein Element. 2. V enthält aus jeder Äquivalenzklasse höchstens ein Element.
Betrachten wir zunächst nicht die Äquivalenzrelation aus der Aufgabe, sondern die etwas einfachere Äquvialenzrelation auf gegeben durch . Hier behaupte ich, dass ein Repräsentantensystem darstellt. Die Menge [0,1) bezeichnet das Intervall aller reellen Zahlen, die und sind.
Ich habe bewusst die 1 nicht in die Menge V' aufgenommen. Sonst hätten wir . Die Elemente 0 und 1 liegen aber in der gleichen Äquivalenzklasse (denn wegen gilt ). Damit wäre 2. verletzt.
Folgende Aussage über reelle Zahlen möchte ich voraussetzen, ohne sie zu beweisen (falls du doch einen Beweis möchtest, frage bitte danach): (*) Jede reelle Zahl x lässt sich eindeutig in der Form mit und schreiben. (Idee: Für n nehme man die x am nächsten gelegene ganze Zahl . Im Falle ist n einfach der "Vorkommaanteil" von x und der "Nachkommaanteil".)
Warum ist nun V' ein Repräsentantensystem? Dazu sind 1. und 2. zu zeigen.
Zu 1.: Sei irgendeine Äquivalenzklasse bezüglich . Wir suchen ein Element mit . Als Äquivalenzklasse hat die Gestalt für ein . Nach (*) existieren und mit . Wegen gilt und damit wie gewünscht .
Zu 2.: Sei irgendeine Äquivalenzklasse bezüglich und seien mit . Zu zeigen ist . Da a und b in der gleichen Äquivalenzklasse A sind, gilt , d.h. . Nun ist . Wegen und folgt aus der Eindeutigkeits-Aussage von (*) wie gewünscht a=b.
Damit ist nachgewiesen, dass V' tatsächlich ein Repräsentantensystem darstellt.
Für die eigentliche Aufgabe schreibe ich der Übersicht halber eine separate Antwort. Hast du soweit schon einmal Fragen?
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anonymous
19:58 Uhr, 30.10.2016
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Hallo Tobias,
vielen Dank schon mal für die Erklärung zu deiner ersten Antwort, die habe ich jetzt glaube ich verstanden :-)
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tobit 
20:13 Uhr, 30.10.2016
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Nun betrachten wir die Äquivalenzrelation auf aus der Aufgabe. Hier behaupte ich, dass ein Repräsentantensystem darstellt. (Die Schreibweise (a,0) steht hier natürlich nicht für ein Intervall, sondern für das Paar mit a in erster Komponente und 0 in zweiter Komponente.)
Weisen wir also wieder unsere Eigenschaften 1. und 2. eines Repräsentantensystems nach:
Zu 1.:
Sei A eine beliebige Äquivalenzklasse bezüglich . Gesucht ist ein mit . Als Äquivalenzklasse hat A die Gestalt für ein Paar . Sei . Sei der Repräsentant der Äquivalenzklasse von z bezüglich der Äquivalenzrelation R' aus meiner vorherigen Antwort. Dann ist und wegen gilt , also . Es folgt wie gewünscht .
Zu 2.:
Sei A eine beliebige Äquivalenzklasse bezüglich und seien mit . Zu zeigen ist . Wegen existieren mit und . Da und in der gleichen Äquivalenzklasse A liegen, gilt , d.h. , also und damit . Also und somit wegen bereits (da V' ein Repräsentantensystem ist und somit nur ein Element von enthält).
Damit ist auch dieser Beweis abgeschlossen.
Das ist jetzt leider etwas länglich geworden... ;-) Wahrscheinlich ist diese Aufgabe nicht gerade die ideale erste Aufgabe zu Repräsentantensystemen.
Die grobe Idee dahinter ist jedenfalls: Wir müssen aus jeder der "Geradenscharen", die die Äquivalenzklassen darstellen, genau einen Repräsentanten (d.h. genau ein Element) wählen. Wie ich nachgewiesen habe, bilden die Paare der Form mit gerade ein solches Repräsentantensystem. Es gibt natürlich noch viele weitere Repräsentantensysteme.
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anonymous
20:43 Uhr, 30.10.2016
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Vielen lieben Dank, Tobias. Das hat mir sehr geholfen.
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tobit 
20:48 Uhr, 30.10.2016
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Vielleicht noch ein wenig zur Idee zum Finden des Repräsentantensystems:
Du hattest die Äquivalenzklasse von (0,0) bestimmt. Entscheide dich für einen Repräsentanten (z.B. (0,0) selbst). Damit darf kein weiteres Element dieser Äquivalenzklasse, also kein weiterer Punkt der ermittelten "Geradenschar" mehr ins Repräsentantensystem aufgenommen werden.
Gegeben eine beliebige Äquivalenzklasse, also eine gewisse "Geradenschar", müssen wir uns irgendwie für einen Punkt auf ihr entscheiden. Eine mögliche Idee ist nun: Man nimmt aus jeder "Geradenschar" den rechts von (0,0) gelegenen nächsten Punkt der "Geradenschar". So kann man auf das Repräsentantensystem kommen, das ich dir präsentiert habe.
Alternativ hätte man z.B. auch aus jeder "Geradenschar" den nächsten Punkt der "Geradenschar" oberhalb von (0,0) nehmen können und hätte das Repräsentantensystem erhalten.
P.S.: In deinem Ausgangspost muss es am Ende heißen. Sorry, da habe ich nicht richtig aufgepasst.
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