Mathematik online lernen im Mathe-Forum. Nachhilfe online
Startseite » Forum » Repräsentantensystem zu Äquivalenzrelation

Repräsentantensystem zu Äquivalenzrelation

Universität / Fachhochschule

Relationen

Tags: Äquivalenklassen, Äquivalenzrelation, Relation., Repräsentantensystem

 
Antworten Neue Frage stellen Im Forum suchen
Neue Frage
anonymous

anonymous

14:19 Uhr, 29.10.2016

Antworten
Hallo, ich habe irgendwie ein Verständnisproblem zur folgenden Aufgabe:

"Auf × betrachten wir die Relation (x1,y1)~(x2,y2)(x1-2y1)-(x2-2y2). Zeigen Sie, dass dies eine Äquivalenzrelation ist und skizzieren Sie ein Repräsentantensystem."

Ich habe schon gezeigt, dass es sich um eine Äquivalenzrelation handelt (indem ich gezeigt habe, dass Reflexivität, Symmetrie und Transitivität erfüllt sind). Ich weiß aber nicht, wie ich das mit dem Repräsentantensystem machen muss, da ich die Definition davon nicht wirklich verstehe.

Mein Ansatz war: Eine Äquivalenzklasse zu bestimmen. Dann weiß ich aber nicht, wie das Repräsentantensystem aus jeder Äquivalenzklasse ein Element enthalten soll...
Ich habe beispielsweise folgende Äquivalenzklasse bestimmt (hoffentlich richtig?):
[(0,0)]={(x,y)|x-2y}={(x,y)|x-2y=z}={(x,y)|y=(x2)+z}. Das ist ja eine Schar von Geraden. Ich habe das auch mal für andere Punkte gemacht und bemerkt, dass die Geraden alle die Steigung 12 haben. Aber wie mache ich jetzt dieses Repräsentantensystem?

Vielen Dank schon mal. :-)

Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert):
"Ich bräuchte bitte einen kompletten Lösungsweg." (setzt voraus, dass der Fragesteller alle seine Lösungsversuche zur Frage hinzufügt und sich aktiv an der Problemlösung beteiligt.)
Online-Nachhilfe in Mathematik
Antwort
tobit

tobit aktiv_icon

07:40 Uhr, 30.10.2016

Antworten
Hallo empty-box!


Deine Überlegungen sind (bis auf die Notation der hinteren beiden Mengen) korrekt. :-)


Ein Repräsentantensystem ist z.B. gegeben durch V:={(a,0)a[0,1)}, wobei [0,1):={b0b<1}.


Wenn ich dir nachweisen soll, dass es sich tatsächlich um ein Repräsentantensystem handelt, brauche ich folgende Infos von dir:

Wie habt ihr den Begriff Repräsentantensystem genau definiert?

Ist bereits bekannt, dass [0,1) ein Repräsentantensystem der Äquivalenzrelation auf gegeben durch x1x2x1-x2 ist?


Viele Grüße
Tobias
anonymous

anonymous

12:01 Uhr, 30.10.2016

Antworten
Hallo Tobit,
vielen Dank, ich hatte schon die Befürchtung, dass ich gar keine Antwort mehr bekomme.

Wir haben Repräsentantensystem folgendermaßen definiert:"Ein Repräsentantensystem ist eine Teilmenge von M, die aus jeder Äquivalenzklasse ein Element enthält. Ein solches Repräsentantensystem ist in der Regel nicht eindeutig." Also würde M hier × entsprechen.

Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, warum [0,1) ein Repräsentantensystem ist, vielleicht könntest du es zur Sicherheit noch mal kurz erklären? Also wieso ist die 1 ausgeschlossen? Oder meinst du hier [(0,1)]?

Vielen lieben Dank schon mal. :-)
Antwort
tobit

tobit aktiv_icon

19:43 Uhr, 30.10.2016

Antworten
> Ein Repräsentantensystem ist eine Teilmenge von M, die aus jeder Äquivalenzklasse ein Element enthält.

Hier fehlt ein wichtiges Wort; es muss heißen: "..., die aus jeder Äquivalenzklasse GENAU ein Element enthält."

Ein Repräsentantensystem ist also eine Teilmenge V von M mit folgenden Eigenschaften:
1. V enthält aus jeder Äquivalenzklasse mindestens ein Element.
2. V enthält aus jeder Äquivalenzklasse höchstens ein Element.


Betrachten wir zunächst nicht die Äquivalenzrelation aus der Aufgabe, sondern die etwas einfachere Äquvialenzrelation Rʹ auf gegeben durch x1Rʹx2x1-x2.
Hier behaupte ich, dass Vʹ:=[0,1) ein Repräsentantensystem darstellt.
Die Menge [0,1) bezeichnet das Intervall aller reellen Zahlen, die 0 und <1 sind.

Ich habe bewusst die 1 nicht in die Menge V' aufgenommen.
Sonst hätten wir 0,1Vʹ. Die Elemente 0 und 1 liegen aber in der gleichen Äquivalenzklasse (denn wegen 1-0=1 gilt 1Rʹ0). Damit wäre 2. verletzt.

Folgende Aussage über reelle Zahlen möchte ich voraussetzen, ohne sie zu beweisen (falls du doch einen Beweis möchtest, frage bitte danach):
(*) Jede reelle Zahl x lässt sich eindeutig in der Form x=n+a mit n und a[0,1) schreiben.
(Idee: Für n nehme man die x am nächsten gelegene ganze Zahl nx. Im Falle x0 ist n einfach der "Vorkommaanteil" von x und a der "Nachkommaanteil".)

Warum ist nun V' ein Repräsentantensystem?
Dazu sind 1. und 2. zu zeigen.

Zu 1.:
Sei A irgendeine Äquivalenzklasse bezüglich Rʹ.
Wir suchen ein Element aA mit aVʹ.
Als Äquivalenzklasse hat A die Gestalt A=[x]Rʹ für ein x.
Nach (*) existieren n und a[0,1)=Vʹ mit x=n+a.
Wegen x-a=n gilt xRʹa und damit wie gewünscht a[x]Rʹ=A.

Zu 2.:
Sei A irgendeine Äquivalenzklasse bezüglich Rʹ und seien a,bA mit a,bVʹ.
Zu zeigen ist a=b.
Da a und b in der gleichen Äquivalenzklasse A sind, gilt aRʹb, d.h. a-b.
Nun ist 0+a=a=(a-b)+b.
Wegen 0,a-b und a,bVʹ=[0,1) folgt aus der Eindeutigkeits-Aussage von (*) wie gewünscht a=b.

Damit ist nachgewiesen, dass V' tatsächlich ein Repräsentantensystem darstellt.


Für die eigentliche Aufgabe schreibe ich der Übersicht halber eine separate Antwort.
Hast du soweit schon einmal Fragen?
anonymous

anonymous

19:58 Uhr, 30.10.2016

Antworten
Hallo Tobias,

vielen Dank schon mal für die Erklärung zu deiner ersten Antwort, die habe ich jetzt glaube ich verstanden :-)
Antwort
tobit

tobit aktiv_icon

20:13 Uhr, 30.10.2016

Antworten
Nun betrachten wir die Äquivalenzrelation auf × aus der Aufgabe.
Hier behaupte ich, dass V:={(a,0)a[0,1)} ein Repräsentantensystem darstellt.
(Die Schreibweise (a,0) steht hier natürlich nicht für ein Intervall, sondern für das Paar mit a in erster Komponente und 0 in zweiter Komponente.)

Weisen wir also wieder unsere Eigenschaften 1. und 2. eines Repräsentantensystems nach:

Zu 1.:

Sei A eine beliebige Äquivalenzklasse bezüglich .
Gesucht ist ein vV mit A=[v].
Als Äquivalenzklasse hat A die Gestalt A=[(x,y)] für ein Paar (x,y)×.
Sei z:=x-2y.
Sei aVʹ=[0,1) der Repräsentant der Äquivalenzklasse [z]Rʹ von z bezüglich der Äquivalenzrelation R' aus meiner vorherigen Antwort.
Dann ist v:=(a,0)V und wegen zRʹa gilt x-2y-(a-20)=z-a, also (x,y)v.
Es folgt wie gewünscht A=[(x,y)]=[v].

Zu 2.:

Sei A eine beliebige Äquivalenzklasse bezüglich und seien v1,v2A mit v1,v2V.
Zu zeigen ist v1=v2.
Wegen v1,v2V existieren a1,a2[0,1) mit v1=(a1,0) und v2=(a2,0).
Da v1 und v2 in der gleichen Äquivalenzklasse A liegen, gilt v1v2, d.h. (a1-20)-(a2-20), also a1-a2 und damit a1Rʹa2.
Also a1,a2[a1]Rʹ und somit wegen a1,a2[0,1)=Vʹ bereits a1=a2 (da V' ein Repräsentantensystem ist und somit nur ein Element von [a1]Rʹ enthält).

Damit ist auch dieser Beweis abgeschlossen.


Das ist jetzt leider etwas länglich geworden... ;-)
Wahrscheinlich ist diese Aufgabe nicht gerade die ideale erste Aufgabe zu Repräsentantensystemen.

Die grobe Idee dahinter ist jedenfalls: Wir müssen aus jeder der "Geradenscharen", die die Äquivalenzklassen darstellen, genau einen Repräsentanten (d.h. genau ein Element) wählen.
Wie ich nachgewiesen habe, bilden die Paare der Form (a,0) mit a[0,1) gerade ein solches Repräsentantensystem.
Es gibt natürlich noch viele weitere Repräsentantensysteme.
Frage beantwortet
anonymous

anonymous

20:43 Uhr, 30.10.2016

Antworten
Vielen lieben Dank, Tobias. Das hat mir sehr geholfen.
Antwort
tobit

tobit aktiv_icon

20:48 Uhr, 30.10.2016

Antworten
Vielleicht noch ein wenig zur Idee zum Finden des Repräsentantensystems:

Du hattest die Äquivalenzklasse von (0,0) bestimmt.
Entscheide dich für einen Repräsentanten (z.B. (0,0) selbst).
Damit darf kein weiteres Element dieser Äquivalenzklasse, also kein weiterer Punkt der ermittelten "Geradenschar" mehr ins Repräsentantensystem aufgenommen werden.

Gegeben eine beliebige Äquivalenzklasse, also eine gewisse "Geradenschar", müssen wir uns irgendwie für einen Punkt auf ihr entscheiden.
Eine mögliche Idee ist nun: Man nimmt aus jeder "Geradenschar" den rechts von (0,0) gelegenen nächsten Punkt der "Geradenschar".
So kann man auf das Repräsentantensystem kommen, das ich dir präsentiert habe.

Alternativ hätte man z.B. auch aus jeder "Geradenschar" den nächsten Punkt der "Geradenschar" oberhalb von (0,0) nehmen können und hätte das Repräsentantensystem {(0,b)b[0,½)} erhalten.


P.S.: In deinem Ausgangspost muss es am Ende {(x,y)z:y=x2+z2} heißen. Sorry, da habe ich nicht richtig aufgepasst.