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Trigonometrische Darstellung der Möbius-Funktion

Universität / Fachhochschule

Tags: Zahlentheorie

 
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Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

18:40 Uhr, 16.11.2023

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Guten Abend,

von mir ein wenig Zahlentheorie.

Die Definition der Möbius-Funktion vorweg :

μ(n)=0, wenn n nicht quadratfrei ist
1, wenn n quadratfrei ist und die Anzahl der Primfaktoren gerade
-1, wenn n quadratfrei ist und die Anzahl der Primfaktoren ungerade.

Insbesondere ist μ(p)=-1 für p prim.

Eine Teilerfunktion ist gegeben durch

tn(x)=1nj=0n-1cos(2πjxn)

Sie besagt, ob nx.

Die charakteristische Funktion für Teilerfremdheit lautet

R(a,b)=k=2(1-tk(a)tk(b))

Die euler'sche φ-Funktion lässt sich damit darstellen als

φ(n)=m=1nR(n,m)

Auf ähnliche Weise lässt sich die Möbius-Funktion schreiben als

μ(n)=m=1ncos(2πmn)R(n,m)

Meine wesentliche Frage ist jetzt : "Wo ist das Quadrat aus der ursprünglichen Definition von μ geblieben?"

Die Information, ob eine Zahl quadratfrei ist muss in der trigonometrischen Summe codiert sein.

Lasst uns entdecken, was es mit dieser Darstellung der Möbius-Funktion auf sich hat! :-)

LG
Sukomaki


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HAL9000

HAL9000

20:42 Uhr, 16.11.2023

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> Meine wesentliche Frage ist jetzt : "Wo ist das Quadrat aus der ursprünglichen Definition von µ geblieben?"

Versteh nicht genau, was du damit meinst. Willst du die Summenformel verstehen? Dann versuch doch nachzuweisen, dass sie die oben angegebenen Eigenschaften von μ erfüllt.

------------------------------------------------------------------------------------

Ich habe die Möbiusfunktion μ vor vielen Jahren als Inverse der Eins-Funktion bzgl. der Dirichlet-Faltung * kennengelernt, d.h., es ist μ*1=ν mit dem neutralem Element

ν(n)={1 für n=10 sonst

der Dirichlet-Faltung - diese Eigenschaft ist äquivalent zu der von dir oben angegebenen Definition. So kann man z.B. für die Eulersche φ-Funktion aus 1*φ=I (identische Funktion) dann Darstellung φ=μ*I herleiten.


Im wesentlichen war's das dann aber auch schon mit meinen Kenntnissen zu dieser Funktion. Dein Zugang, alles und jedes an zahlentheoretischen Funktionen in trigonometrische Summen zu packen, ist sicherlich interessant in der Hinsicht, was da so alles möglich ist. Mir stellt sich da noch die Frage, bei welchen Problemen dieser Zugang hilfreich ist.
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

11:06 Uhr, 17.11.2023

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> Willst du die Summenformel verstehen?

Ja, sozusagen.

> Dann versuch doch nachzuweisen, dass sie
> die oben angegebenen Eigenschaften von μ
> erfüllt.

Ich weiß noch nicht wie aber ich werde mich bemühen.

Die Definition von μ als μ*1=ν ist mir bekannt.

Auch ist mir die Aussage geläufig, dass es in der Mathematik nicht so läuft, dass man etwas erfindet und sich dann fragt, wofür es denn gut sein könnte, sondern dass man ein bekanntes Problem löst.

Wie auch immer finde ich meine Herangehensweise interessant.


Antwort
HAL9000

HAL9000

12:22 Uhr, 17.11.2023

Antworten
Wir können ja f(n)=m=1ncos(2πmn)R(n,m) definieren und schrittweise nachweisen, dass f=μ.

1) f(1)=cos(2π)R(1,1)=1, stimmt.

2) Primzahlpotenzen pk mit k1: Hier ist R(pk,m)=0 für alle durch p teilbaren m, sonst =1. Das ergibt

f(pk)=m=1pkcos(2πmpk)-j=1pk-1cos(2πpjpk)

Das kann man (s.o.) umschreiben in f(pk)=tpk(1)-tpk-1(1), und das ergibt

f(p)=tp(1)-t1(1)=0-1=-1
f(pk)=tpk(1)-tpk-1(1)=0-0=0 für k2.

3) Multiplikativität: Für teilerfremde u,v gilt f(uv)=f(u)f(v), damit habe ich mich bisher nicht befasst.


Mir ist gerade aufgefallen, dass (zumindest beweistechnisch für 3) ) folgende Einbettung ins Komplexe vorteilhaft wäre:

tn(x)=1nj=0n-1exp(i2πjxn)

Deine Aussage würde draus folgen und außerdem Nebenprodukt j=0n-1sin(2πjxn)=0 für alle n.


Genauso dann

μ(n)=m=1nexp(i2πmn)R(m,n),

auch hier fällt dann Nebenprodukt m=1nsin(2πmn)R(m,n)=0 ab.

Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

16:52 Uhr, 17.11.2023

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Mein erster Gedanke war auch, ins Komplexe zu gehen.

Immerhin konnte ich zeigen, dass mittels geometrischer Reihe μ(p)=-1 für p prim gilt.

Du formst um : m=1pkcos(2πmpk)=tpk(1)

Aus meiner Definition folgt doch tpk(1)=1pkm=0pk-1cos(2πmpk)

> Deine Aussage würde draus folgen und außerdem Nebenprodukt

j=0n-1sin(2πjxn)=0 für alle n.

Aber nicht für alle x.


Antwort
HAL9000

HAL9000

17:34 Uhr, 17.11.2023

Antworten
Upss, stimmt. Ok, dann korrigiere ich meine Rechnung 2):

Es ist dann f(pk)=pktpk(1)-pk-1tpk-1(1), und das ergibt

f(p)=ptp(1)-t1(1)=p0-1=-1

f(pk)=0-0=0.

D.h. der fehlende Vorfaktor hatte keine Auswirkung auf die Funktionswerte.

Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

22:07 Uhr, 17.11.2023

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Okay.

So weit so gut.

Bei der Verwendung von tpk(1) sind Dir die Summen-Indizes verrutscht.

Ist das auch irrelevant?

Und auf meine Frage zum Nebenprodukt bist Du auch noch nicht eingegangen.


Antwort
HAL9000

HAL9000

23:16 Uhr, 17.11.2023

Antworten
Wenn was verrutscht ist, dann die forumeigene Darstellung. Das Quelltext-LaTeX ist korrekt, also hör auf mit dem Gemotze.
Sukomaki

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12:11 Uhr, 18.11.2023

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Hey Hal9000,

Mit "verrutscht" meinte ich nicht das optische Erscheinungsbild (so kleinlich wäre ich dann auch mal wieder nicht) , sondern die Tatsache, dass Du m=1pk benutzt wohingegen tpk definiert ist als m=0pk-1

Sorry für das Mißverständnis.
Sukomaki

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15:53 Uhr, 20.11.2023

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Es ist m=0n-1g(m)=m=1ng(m)-g(n)+g(0)

Damit : 1nm=0n-1cos(2πmxn)=1n(m=1ncos(2πmxn)-cos(2πx)+1)

und letztenendes m=1pkcos(2πmpk)=pktpk(1)

Zum Nebenprodukt :

Mit x=1 ist j=0n-1sin(2πjxn)=j=0n-1sin(2πjn)=0 für alle n

Und noch eine Frage zum Schluss :

Ich muss in der Umschreibung von f(pk) ja jene Summanden wieder abziehen, für die R(pk,j)=0, also ggT(pk,j)1 oder j=pr.

Was ich nicht verstehe ist, wie Du auf j=1pk-1cos(2πpjpk) kommst.

So wie ich das sehe, summierst Du über die Vielfachen jp von p kleiner gleich pk.

Den Rest verstehe ich dann.

Antwort
HAL9000

HAL9000

23:03 Uhr, 20.11.2023

Antworten
> So wie ich das sehe, summierst Du über die Vielfachen jp von p kleiner gleich pk.

Ja genau, alle Vielfachen von p kleiner gleich pk. Und die können eben parametrisiert werden gemäß jp mit 1jpk-1.

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Bezogen auf deinen Beitrag 18.11., 12:11 :

Für alle ganzen Zahlen ist exp(i2π0xn)=exp(i2πnxn)=1, daher ist es bei der tn-Definition egal, ob man

tn=1nj=1nexp(i2πjxn) oder tn=1nj=0n-1exp(i2πjxn)

definiert. Ich war oben versehentlich auf die zweite Variante geschwenkt, weil es meistens üblicher ist, bei modulo n von den Restklassen 0,1,,n-1 zu sprechen als von 1,2,,n (was auch möglich ist).

Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

14:44 Uhr, 21.11.2023

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Ist es egal, ob wir tn als 1nj=0n-1exp(i2πjxn) oder 1nj=1nexp(i2πjxn) definieren weil wir eh nur ganze x betrachten?

D.h. es gibt mehrere Möglichkeiten, die Teilerfunktion ins Komplexe fortzusetzen.

Hast Du schon eine Idee, wie sich die Multiplikativität zeigen lässt?

(Wenn ja, dann bitte nicht zu viel verraten, ich möchte noch etwas zum Grübeln haben)

Als eine weitere Umschreibung einer arithmetischen Struktur habe ich :

(f*g)(n)=d=1ntd(n)f(d)g(nd)
Antwort
HAL9000

HAL9000

15:00 Uhr, 21.11.2023

Antworten
Nein, habe ich noch nicht ausgeführt, aber ich habe so die Ahnung, dass

exp(i(u+v))=exp(iu)exp(iv)

dabei wichtig sein könnte, was mit cos ja nicht so einfach wäre, daher ja mein Fokus auf die komplexe Einbettung...
Antwort
HAL9000

HAL9000

15:17 Uhr, 21.11.2023

Antworten
Ok, vielleicht so: Es ist f(n)=mGnexp(i2πmn)

wobei Gn die zu n teilerfremden Zahlen aus {0,,n-1} beinhalten möge.

Der Teilerfremdheit von u,v wegen gibt es für jedes m{0,1,,uv-1} genau eine Darstellung mru+sv mod uv mit r{0,1,,v-1} und s{0,1,,u-1}.

Wenn man genauer drüber nachdenkt, dann bedeutet mGuv dann im Lichte dieser Darstellung auch rGv und sGu. Das ermöglicht die Aufspaltung

f(uv)=mGuvexp(i2πmuv)=!rGvsGuexp(i2π(ru+sv)uv)
=!rGvexp(i2πrv)sGuexp(i2πsu)=f(u)f(v),

womit der Beweis vollendet ist.

Sukomaki

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16:26 Uhr, 21.11.2023

Antworten
> genau eine Darstellung mru+svmoduv

Ich würde sagen gemäß dem Lemma von Bezout, aber da betrachten wir ja keine Restklassen.

Daher meine Frage : "Woraus folgt das?"
Antwort
HAL9000

HAL9000

17:28 Uhr, 21.11.2023

Antworten
Zu gegebenen m suchen wir solche r,s mit mru+sv mod uv. Dann muss notwendig gelten

rum mod v(1)
svm mod u(2)

Beide Kongruenzen sind der Teilerfremdheit von u,v wegen eindeutig lösbar r mod v und s mod u, d.h. mit eindeutigen Repräsentanten r{0,1,,v-1} sowie s{0,1,,u-1}.

Umgekehrt gibt es zu solchen gegebenen r,s gemäß Chinesischem Restsatz genau ein m mod uv, welches das System (1)(2) erfüllt. Damit besteht die o.g. Bijektion m(r,s).

Insgesamt wird natürlich noch genutzt, dass exp(i2πm1n)=exp(i2πm2n) für m1m2 mod n gilt, sonst hätte die Aktion mit den Restklassenbetrachtungen ja gar keinen Sinn.


P.S.: Algebraiker können diese zahlentheoretische Nummer wahrscheinlich viel kürzer und prägnanter mit Produkten von Gruppen usw. formulieren und begründen, aber da bin ich nicht so firm.

Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

18:57 Uhr, 21.11.2023

Antworten
Du hast es nicht explizit erwähnt, aber die eindeutigen Lösungen sind

rmu-1modv (1) und
smv-1modu (2)

wobei das multiplikative Inverse modv (1) und modu (2) gebildet wird.

Richtig?

Beispiel : u=2,v=3uv=6 und u-1=2modv,v-1=1modu

m=0:r02mod3,s01mod20=02+03mod6
m=1:r12mod3,s11mod21=22+13mod6
m=2:r22mod3,s21mod22=12+03mod6
m=3:r32mod3,s31mod23=02+13mod6
m=4:r42mod3,s41mod24=22+03mod6
m=5:r52mod3,s51mod25=12+13mod6

chinesischer Restsatz

Da wäre ich wohl alleine nicht drauf gekommen.

> [...] diese zahlentheoretische Nummer [...]

Welche Nummer meinst Du?


Antwort
HAL9000

HAL9000

21:53 Uhr, 21.11.2023

Antworten
Nimm nicht alles so wörtlich. Statt "Nummer" hätte ich auch "Spielereien" sagen können. ;-)
Sukomaki

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00:08 Uhr, 22.11.2023

Antworten
Weißt Du noch :

Du insistiertest darauf zu erfahren, welche Menge ich integrieren wollte.

Und dann stellte sich heraus, dass ich mit Menge einfach "viel" meinte. :-D)

Wie auch immer.

Sind meine Überlegungen korrekt?

Es ist ja so, dass r für m periodisch aber nicht notwendigerweise aufsteigend sämtliche Werte aus {0,,v-1} annimmt, während gleichwohl s für m periodisch, aber nicht notwendigerweise aufsteigend sämtliche Werte aus {0,,u-1} annimmt.

Wie sähen rein formell die Produkte von Gruppen aus? Hast Du ein Beispiel dafür?

Übrigens sind das keine Spielereien, das ist ernsthafte Grundlagenforschung.

Antwort
HAL9000

HAL9000

00:39 Uhr, 22.11.2023

Antworten
> Übrigens sind das keine Spielereien, das ist ernsthafte Grundlagenforschung.

Angesichts dessen bringst du erstaunlich wenig Selbständigkeit mit, mal was selbst zuende zu denken. hast stattdessen ständig was altklug rumzumotzen, wenn ich dir auch noch die kleinteiligen Erklärungen abnehme.

Daher hab ich jetzt keine Lust, den Beweis weiter zu zerreden - eigentlich hätte der Beitrag 15:17 reichen müssen, wo die Grundidee des Beweises ausreichend skizziert wurde.


P.S.: Als ich mal eine Frage nach einer Herleitung hatte, wurde ich mit "Das steht im Jänich 'Funktionentheorie'" weggeschickt - na schönen Dank auch.
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

10:01 Uhr, 22.11.2023

Antworten
Und zwar ging es um die Partialbruchzerlegung des quadratischen Cosekans und ich habe geschrieben, dass der Autor mit den Hauptteilen und dem Satz von Liouville argumentiert hat. Viel mehr steht im Jänich auch nicht drin.

Auf Nachfrage hätte ich natürlich den kompletten Beweis angegeben.

Und der Jänich war auch nur meine letzte Option. Im Internet hatte ich nichts zu diesem Thema gefunden.

Was die Unselbstständigkeit angeht : Zu der Multiplikativität habe ich extra darauf hingewiesen, dass Du bitte nicht zu viel verraten mögest. Du hast dann jedoch gleich den ganzen Beweis geliefert.

Was bei Dir als Gemecker rüber kommt, ist tatsächlich ein Nachhaken aus Unwissenheit (z.B. der verschobene Index).

Tut mir leid, dass ich Dir Ärger verursacht habe.

Antwort
HAL9000

HAL9000

13:31 Uhr, 22.11.2023

Antworten
> Zu der Multiplikativität habe ich extra darauf hingewiesen, dass Du bitte nicht zu viel verraten mögest.

Aha: Da ist es also meine Schuld, dass ich auf deine Nachfrage "Woraus folgt das?" überhaupt noch geantwortet habe - ich hätte erkennen müssen, dass das obige "bitte nicht zu viel verraten" höher priorisiert ist.

Dir kann man es aber auch wirklich nie recht machen. :(
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