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Unendliche Tetration

Universität / Fachhochschule

Tags: Potenzturm

 
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Sukomaki

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19:25 Uhr, 04.10.2025

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Hallo Mathe-Community,

ich habe neulich auf You-Tube ein interessantes Video zum Thema Tetration gefunden.

Tetration entspricht einem Potenzturm aus n gleichen Exponenten.

Also z.b. a(a(a(aa)))

Die Schreibweise für die Anzahl der Tiefe differiert je nach Quelle.

Gängig ist na.

Die Tetration ist nicht einfach zu handhaben.

Insbesondere werden die auftretenden Zahlen rasch sehr groß.

Wie auch immer ist der Wert von 2(2(2(22))) gesucht.

Als unendliche Operation (und ich spreche nicht von Limites, Summen oder Produkten) sieht das auf den ersten Blick ein wenig abschreckend aus, aber ein kleiner Kniff macht es schon gleich viel übersichtlicher. Und tatsächlich ist der unendliche Turm einfacher zu berechnen als seine endlichen Analoga.

Der erste Schritt besteht darin, einen Trick, der auch bei manchen Kettenbrüchen und verschachtelten Wurzeln Verwendung finden kann, zu benutzen.

(Spannenderweise spielt dort auch der goldene Schnitt, also 5+121.618 eine Rolle)

Viel Erfolg!

Sukomaki


Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert):
"Ich möchte die Lösung in Zusammenarbeit mit anderen erstellen."
Online-Nachhilfe in Mathematik
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KL700

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07:41 Uhr, 05.10.2025

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vgl. de.wikipedia.org/wiki/Potenzturm
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pivot

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18:53 Uhr, 05.10.2025

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Hallo,

wir müssen y finden:

y=222

Bei Seiten als Exponent von 2:

2y=222

Beide rechten Seiten sind gleich groß, also sind auch beide linke Seiten gleich groß.

y=2y

Gegebenfalls noch die Konvergenz überprüfen.

Gruß
pivot
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Roman-22

Roman-22

19:25 Uhr, 05.10.2025

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>y=2y

Da müsste man jetzt nur noch argumentieren, warum man die Lösung y=4 ausschließen möchte :-)
Sukomaki

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19:55 Uhr, 05.10.2025

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@Pivot

das ist genau der richtige Ansatz.

An dieser Stelle möchte ich ausführen, was das mit Kettenbrüchen und geschachtelten Wurzeln zu tun hat.

1) Kettenbruch

Sei x=1+11+11+11+11

Es fällt auf, dass das ganze x wieder im Nenner des zweiten Summanden auftritt.

Daher kann ich schreiben : x=1+1x oder multipliziert mit x als x2=x+1

In Normalform ist das x2-x-1=0

Mit der p,q-Formel ergibt das unter anderem die größere Lösung x=1+521.618

Das ist gerade der goldene Schnitt.

2) geschachtelte Wurzeln

Sei x=1+1+1+1+1+1+

Es fällt auf, dass das ganze x dem Teilausdruck hinter 1+ unter der ersten Wurzel entspricht.

Das führt auf x=1+x oder quadriert x2=1+x.

In Normalform ist das x2-x-1=0

Mit der p,q-Formel ergibt das unter anderem die größere Lösung x=1+521.618

Auch das ergibt wieder den goldenen Schnitt.

Zur Erinnerung : Der goldene Schnitt teilt eine Strecke so, dass der längere Teil sich zum kürzeren Teil verhält wie die ganze Strecke zum längeren Teil.

Er galt in der Renaissance in der Architektur als Schönheitsideal. Auch kommt er bei der Anzahl der Blütenblätter mancher Blumensorten vor (genauer gesagt die Fibonacci-Zahlen, aber die nähern sich divisionsmäßig in der Unendlichkeit dem goldenen Schnitt an). Und da Vinci hat sich damit beschäftigt, welche Proportionen im menschlichen Körper dem Gesetz des goldenen Schnittes folgen.

So viel zum goldenen Schnitt.

Beide Herleitungen funktionieren natürlich nur mit unendlichen Ausdrücken.

So auch bei y=2222

Sukomaki

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21:12 Uhr, 05.10.2025

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Ramanujan hat ja gezeigt, dass unter bestimmten Umständen gilt :

1+2+3+4+5+6+7+=-112.

Und zwar wie folgt :

Aus der geometrischen Reihe j=0qj=11-q entsteht durch Differenzierung j=1jqj-1=1(1-q)2.

Für q=-1 ist das 14.

Formal ist also 1-2+3-4+5-6+7-=14.

Sei nun A:=1-2+3-4+5-6+7- und B:=1+2+3+4+5+6+7+.

Es ist B-A=(1-1)+(2-(-2))+(3-3)+(4-(-4))+(5-5)-=4+8+12+16+20+.

Das entspricht 4B.

Formal ist also B-A=4B oder B=-13A.

Weil nun A=14 folgt B=1+2+3+4+5+6+7+=-112.

Ich möchte nicht behaupten, dass diese Gleichheit im klassischen Sinne gültig ist.

Ich möchte viel mehr darauf hinweisen, dass beim Hantieren mit der Unendlichkeit äußerste Vorsicht geboten ist.

@Roman-22

> Da müsste man jetzt nur noch argumentieren, warum man die Lösung y=4 ausschließen möchte :-)

Das kann ich nicht. Weisst Du den Grund?
Antwort
HAL9000

HAL9000

08:14 Uhr, 06.10.2025

Antworten
Man weist einfach nach, dass in der Folge

y0=1,yn=2yn-1 für n1

jedes Folgenglied kleiner als 2 ist, daraus folgt dann auch limnyn2.

Und dieser Nachweis sollte per Induktion kein Problem sein, indem man nutzt, dass g(t)=2t eine streng monoton wachsende Funktion ist, für die zudem g(2)=2 gilt.

Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

11:07 Uhr, 06.10.2025

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Mir ist gerade aufgefallen, dass ich im Kettenbruch die Auslassungspunkte vergessen habe.

Es muss natürlich heißen x=1+11+11+11+1

Sorry dafür.

@HAL9000

Induktionsverankerung : y0=1

Induktionsschritt : Mit yn<2 und yn=2-ε ist 22-ε=22ε<2 also yn+1<2

Induktionsschluß : n:yn<2

Richtig so?

Ich nehme an, dass noch nicht gezeigt ist, dass limnyn=2, sondern nur dass sich die Vier als potentielle Lösung ausschließen lässt.
Antwort
HAL9000

HAL9000

15:32 Uhr, 06.10.2025

Antworten
So ist es.

Bei rekursiv definierten Folgen der Struktur yn=h(yn-1) mit stetigem (!) kommt als Grenzwert y (sofern er denn existiert) aber nur ein Fixpunkt von h in Frage. Der Nachweis ist simpel

y=limnyn=limnh(yn-1)=!(limnyn-1)=h(y),

selbstredend ist =! die Stelle, wo man die Stetigkeit benötigt.


Die dabei benötigte Konvergenz selbst folgt hier aus "monoton wachsend + nach oben beschränkt (konkret: Schranke 2)".

Sukomaki

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17:26 Uhr, 06.10.2025

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Ich verstehe den simplen Beweis nicht ganz.

Für mich würde es mehr Sinn machen, wenn nach dem != stünde h(limnyn-1).

Das spräche auch für die Benötigung der Stetigkeit.

Da Du den lim-Ausdruck in Klammern gesetzt hast, gehe ich davon aus, dass Du beabsichtigt hattest, noch ein "h" davor zu schreiben.

Oder verstehe ich da etwas völlig falsch?
Antwort
HAL9000

HAL9000

17:57 Uhr, 06.10.2025

Antworten
Ja, da muss auch ein h stehen - entschuldige die Unterlassung.

Weiter oben hatte ich auch schon ein weiteres h vergessen:

"...mit stetigem (!) h kommt..."


Das kommt davon, wenn man Beiträge so zwischen Tür und Angel schreibt und nicht nochmal kontrolliert.

Sukomaki

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11:22 Uhr, 07.10.2025

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Wie pivot gesagt hat muss der Wert von 2222
der Gleichung 2y=y genügen.

Es ist leicht zu erkennen, dass deren Lösungen zwei und vier sind.

Und wie von HAL9000 gezeigt, scheidet die Vier aus.

Traut sich jetzt jemand zu, die Zwei konkret in Angriff zu nehmen?

Hint : yy=zy=eLambertW(ln(z))

Dabei ist LambertW die Umkehrfunktion von xex.

Ich hoffe, ich habe nicht zu viel verraten.

Es würde mich sehr freuen, wenn jemand das hinbekommt.

Eventuell wenn ihr kein CAS euer eigen nennt mit einem Online-Rechner (www.wolframalpha.com), der die LambertW-Funktion berechnen kann.
Antwort
HAL9000

HAL9000

09:07 Uhr, 08.10.2025

Antworten
Meinst du mit Zwei den Nachweis von Grenzwert 2 der Folge (yn) ? Ich dachte, das wäre längst geklärt:

> Die dabei benötigte Konvergenz selbst folgt hier aus "monoton wachsend + nach oben beschränkt (konkret: Schranke 2)".

Oder willst du das noch ausführlich ausgebreitet wissen? (Wüsste übrigens nicht, wozu LambertW für yy=z dazu gebraucht werden soll.)

Sukomaki

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13:21 Uhr, 08.10.2025

Antworten
Mit LambertW kannst Du die Zwei berechnen ohne Grenzwert-Betrachtungen.

Es ist ja LambertW die Umkehrfunktion von xex.

Also ist LambertW(y)eLambertW(y)=y wegen f(f-1(y))=y.

Insbesondere folgt aus y=eLambertW(ln(z)) der Term

yy=(eLambertW(ln(z)))(eLambertW(ln(z)))=eLambertW(ln(z))eLambertW(ln(z))=eln(z)=z.

Und umgekehrt folgt aus yy=z die Gleichung y=eLambertW(ln(z)).

Nun ist es nicht mehr sehr weit von 2y=y bis y=2.

Antwort
HAL9000

HAL9000

15:54 Uhr, 08.10.2025

Antworten
> Mit LambertW kannst Du die Zwei berechnen ohne Grenzwert-Betrachtungen.

Ehrlich gesagt war ich schon mit deinem

> Als unendliche Operation (und ich spreche nicht von Limites, Summen oder Produkten)

im Eröffnungsbeitrag nicht einverstanden: Selbstverständlich geht es hier um Grenzwerte! Und deren Betrachtung kann auch nicht vermieden werden: Wie ich im Beitrag 6.10.2025, 15:32 schon schrieb, setzt die Fixpunktbetrachtung vorher den Nachweis voraus, dass der Grenzwert überhaupt existiert:

Man kann ja z.B. die Folge betrachten an=2-an-1 mit Startwert a0=0. Offenbar ist a=1 der einzige Fixpunkt der Iterationsgleichung a=2-a, dennoch ist a nicht Grenzwert dieser Folge, denn die hat gar keinen (sie alterniert stattdessen zwischen 0 und 2).


Was LambertW betrifft: Ja Ok, man kann 2y=y umstellen zu (1y)1y=12, um auf diesen Gleichungstyp tt=z zu kommen.

Aber warum? Direktes Logarithmieren y2ln(2)=ln(y) und dann Substitution x=-ln(y) führt doch ohne diesen Umweg auf die LambertW-taugliche Gleichung xex=-12ln(2).

--------------------------------------------

Ohne LambertW geht es aber auch, z.B. so:

Lemma: Es gilt t<2t<2 für alle reellen t<2.

Beweis: Für die rechte Seite nutzen wir, dass t2t streng monoton wachsend ist und damit 2t<22=2 für alle t<2 folgt.

Für die linke Seite betrachten wir Hilfsfunktion h(t)=2t-t für alle reellen t. Da ist hʹ(t)=2tln(2)-1, und mit der schon erwähnten strengen Monotonie von t2t folgt damit hʹ(t)<hʹ(2)=ln(2)-1<0 für alle t<2, und daraus dann h(t)>h(2)=0 für diese t.


Mit dem Lemma ist nun alles klar: Es folgt yn<2 für alle n sowie yn<2yn=yn+1, also Monotonie. Damit existiert y:=limnyn und es muss y2 gelten und y muss Fixpunkt der Iterationsgleichung sein (siehe wieder Beitrag 6.10.2025, 15:32), also y=2y, was für y<2 laut Lemma aber nicht geht. Bleibt somit nur y=2 übrig.

Frage beantwortet
Sukomaki

Sukomaki aktiv_icon

15:13 Uhr, 10.10.2025

Antworten
> Selbstverständlich geht es hier um Grenzwerte!

Da hast Du recht. Und zwar kommt der Grenzwert / die Unendlichkeit da ins Spiel wo ich schließe,

dass 2y=y ist.

Ich hatte von anfangs her y=1eLambertW(ln(12))=2 im Sinn.

Aber so, wie Du es gemacht hast, geht es natürlich auch.

Da müssen wir jetzt auch nicht drüber diskutieren, welche Methode "besser" ist.

Ich will nicht sagen, das sei Geschmackssache, aber viele Wege führen nach Rom.

G
Sukomaki