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Wahrscheinlichkeitsdichte von Erwartungswert

Universität / Fachhochschule

Tags: Wahrscheinlichkeitsdichte

 
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HackDaniels

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21:55 Uhr, 05.01.2023

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Hallo,

zwei Spieler A und B spielen ein Spiel. Die Wahrscheinlichkeiten pA und pB, dass einer der jeweiligen Spieler gewinnt sind unbekannt. Bekannt sind jedoch die Wahrscheinlichkeitsdichten der jeweiligen Wahrscheinlichkeiten.

Die Wahrscheinlichkeitsdichte der Wahrscheinlichkeit, dass Spieler A gewinnt ist wie folgt:

PA(pA)=pAnA(1-pA)N-nA(NnA)(N+1)


Die Wahrscheinlichkeitsdichte der Wahrscheinlichkeit, dass Spieler B gewinnt entsprechend:

PB(pB)=pBnB(1-pB)N-nB(NnB)(N+1)

Dabei ist
nA+nB=N
(nA, nB sind gegeben)
und
pA+pB=1.

Nun interressiert mich die Wahrscheinlichkeitsdichte des Erwartungswertes des Spielausgangs, welcher wie folgt definiert ist:

E=pA-pB+12

(Für z.B. E=1 gilt also eine 100%-ige Wahrscheinlichkeit, dass Spieler A gewinnt, für E=0 gilt eine 100%-ige Wahrscheinlichkeit, dass Spieler B gewinnt)

Die letzten beiden Gleichungen kann man ineinander einsetzen (entweder pA oder pB) und nach pA bzw. pB umstellen und erhält dadurch wahlweise:
pA=E
oder
pB=1-E

Die gesuchte Wahrscheinlichkeitsdichte des Erwartungswertes ist demnach
PE(E)=EnA(1-E)N-nA(NnA)(N+1)
oder äquivalent:
PE(E)=(1-E)nBEN-nB(NnB)(N+1)


Soweit so gut.

Nun gibt es aber auch eine Wahrscheinlichkeitsdichte der Wahrscheinlichkeit für ein unentschiedenes Spiel:

PU(pU)=pUnU(1-pU)N-nU(NnU)(N+1)


In diesem Fall gilt:
nA+nB+nU=N
(nA, nB, nU sind gegeben)
und
pA+pB+pU=1.

Die Definition des Erwartungswerts des Spielausgangs ist jedoch weiterhin:
E=pA-pB+12

Nun suche ich wieder die Wahscheinlichkeitsdichte des Erwartungswerts PE(E). Analog zur vorherigen Berechnung ist

PE(E)=PA(E-pU2)=PB(1-E-pU2)

Damit kann ich aber nichts anfangen, da ja pU2 unbekannt ist. Hat jemand eine Idee, wie ich die Wahrscheinlichkeitsdichte des erwarteten Spielausgangs PE(E) unabhängig von pA, pB und pU bestimmen kann?

Vielen Dank!

Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert):
"Ich möchte die Lösung in Zusammenarbeit mit anderen erstellen."
Online-Nachhilfe in Mathematik
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HAL9000

HAL9000

08:53 Uhr, 06.01.2023

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Ich spreche nur über das zweite Modell, das erste ist hinreichend klar erforscht:

Du hast da drei Betaverteilte Zufallsgrößen pAB(nA+1,N+1-nA), pBB(nB+1,N+1-nB) sowie pUB(nU+1,N+1-nU), die über nA+nB+nU=N und pA+pB+pU=1 miteinander verkoppelt sind, und willst nun etwas über die Verteilung der Zufallsgröße E=pA-pB+12 rauskriegen?

Ich würde zunächst mal in Zweifel ziehen, dass durch die bloße Kenntnis der Randverteilungen von pA,pB und pU selbst unter Einbeziehung der Kopplungen schon die gemeinsame Verteilung von (pA,pB,pU) eindeutig festgelegt ist! Bei nur zweien mit nA+nB=N sowie pA+pB=1 war das der Fall, aber hier auch? Ich denke nein. Und wenn diese gemeinsame Verteilung nicht eindeutig festgelegt ist, dann sind i.d.R. auch die daraus abgeleiteten Zufallsgrößen wie E=pA-pB+12 ebenfalls nicht eindeutig festgelegt.

------------------------------------

Was du hier deshalb wohl eigentlich benötigen würdest, wäre so eine Art "multivariate Betaverteilung", die das ganze dann wirklich eindeutig machen würde - also ähnlich wie vom Übergang "Binomialverteilung -> Multinomialverteilung". Damit hatte ich noch nie zu tun, aber kurzes Googeln ergibt, dass sich damit schon Leute befasst haben:

en.wikipedia.org/wiki/Dirichlet_distribution

Und hast du das erstmal, dann kannst du über Transformationssatz auch die Dichte von E=pA-pB+12 bestimmen.


EDIT: Hab inzwischen etwas weiter gerechnet und komme mit der Dirichlet-Verteilung auf folgende Dichte für dein E

fE(x)=(N+2)!nA!nB!nU!02min{x,1-x}(x-y2)nA(1-x-y2)nBynUdy, gültig für alle x[0,1] .

Ob es für das Integral auch einen geschlossenen Term gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Für konkrete nA,nB,nU besteht dieses fE jedenfalls aus zwei Polynomen in x, je eins auf [0,12] sowie [12,1], jeweils vom Grad N+1. Im Spezialfall nA=nB ist diese Dichte symmetrisch bzgl. 12, d.h. fE(x)=fE(1-x) für alle x, was bei dem Sachverhalt keine Überraschung sein dürfte.

EDIT(7.1.): Anscheinend schon das Interesse verloren - schade.
HackDaniels

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16:22 Uhr, 07.01.2023

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Hallo HAL9000,

erstmal vielen Dank für deinen Hinweis auf die Betaverteilte Zufallsgröße, deine Zweifel an der Eindeutigkeit des Ergebnisses und für deine Hilfe und Antwort insgesamt! :-)

Nein, ich habe keineswegs das Interesse an der Aufgabe verloren. Ich musste deine Antwort erstmal sacken lassen, und wollte mich erst rückmelden, wenn ich genug Zeit gefunden habe nachzuvollziehen, wie du auf das Integral gekommen bist. Da ich als Elektrotechniker Mathematik nur in Nebenfächern hatte, fällt es mir erstmal schwer mich in die Dirichlet distribution reinzudenken. Sie scheint aber für diese Aufgabe genau das richtige zu sein. Auch danke dafür. Außerdem hätte ich noch etwas Zeit gebraucht, um die mathematischen Notationen etwas genauer und überlicher anzuwenden. Ich entschuldige mich schonmal dafür, wenn das nicht immer so 100% korrekt formuliert wird.


Parallel dazu habe ich nochmal drüber nachgedacht, ob ich das Problem auch alternativ lösen kann, auch um dies mit dem Lösungsweg über die Dirichlet distribution zu vergleichen und diese dann vielleicht noch besser zu verstehen:

Ich habe mich gefragt, ob man PE bestimmen könnte, wenn pU als Konstante bekannt wäre. Denn wenn das ginge, könnte man vielleicht auch PE allgemein bestimmen, indem man über pU von 0 bis 1 integriert.

Meines Erachtens kann man dafür im ersten Schritt die Existenz des unentschiedenen Spiels völlig außer Acht lassen, um erstmal den Zusammenhang zwischen gewonnenen und verlorenen Spielen zu bekommen.


(EDIT: Folgende Gleichung wurde falsch dargestellt, nun korrigiert)
PE1(E)=EnA(1-E)nB(nA+nBnA)(nA+nB+1)


Im zweiten Schritt überlegt man sich, wie pU PE1 beeinflussen würde. Meines Erachtens würde pU die Beta-Verteilung um den Punkt E=12 um den Faktor 1-pU strecken.

Wenn ich mich auf die Schnelle nicht verrechnet habe, wäre dann

PE2(E)=11-pUPE1(12+(E-12)(1-pU))


Zu beachten ist hierbei, dass die Gleichung so noch nicht ganz korrekt ist, da sie für E<pU2 und E>1-pU2 analog zur gesreckten Betaverteilung 0 ist.


Soweit bin ich erstmal gekommen und weiß jetzt schon, dass die Integration PE=01PE2dpU nicht einfach wird, insbesondere wegen der auf 0 gesetzten Funktion "außerhalb" der Betaverteilung.

Je seltener ich mich rückmelde, desto qualitativ hochwertiger werden meine Rückfragen. Sei deshalb bitte nicht enttäuscht, wenn ich hier nur alle paar Tage antworten werden. Ich bin aber täglich an dem Thema dran. :-)

Falls du Einwände, Vorschläge oder eine kurze Erklärung hast, wie du auf das Integral gekommen bist, würde ich mich sehr freuen weiter von dir zu hören.

Viele Grüße

HackDaniels
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HAL9000

HAL9000

22:23 Uhr, 07.01.2023

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Die Dirichlet-Verteilung, welche deinen Randverteilungsvorgaben genügt, hat die Dichte

fpA,pU(a,y)=(N+2)!nA!nB!nU!anA(1-a-y)nBynU für alle a0,y0 mit a+y1 ,

außerdem ist automatisch pB=1-pA-pU. Damit ist E=pA-pB+12=pA+pU2, folglich gilt per Transformationssatz

fE,pU(x,y)=fpA,pU(x-y2,y)

und weiter dann über fE(x)=02min(x,1-x)fE,pU(x,y)dy

schließlich die oben angegebene Formel.


Das erstmal zu deiner Frage nach dem Zustandekommen der Formel. Über den Rest muss ich erstmal noch nachdenken.
HackDaniels

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13:11 Uhr, 07.05.2023

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Hallo,

nach sehr langer Zeit habe ich mal wieder Zeit mich mit dem Problem zu beschäftigen und melde ich mich mal wieder zurück.

Leider verstehe ich deine Herleitung (den Part mit dem Transformationssatz) nicht. Das ist aber nicht so schlimm, da die Mathematik dahinter zu hoch für mich ist, interessiere ich mich mitlwerweile nur noch für die Lösung.

Ich habe mal versucht das Integral von Wolfram Alpha berechnen zu lassen. Das unbestimmte Integral lässt sich tatsächlich berechnen, allerdings kommt das ein ziemliches Monstrum raus (siehe Anhang).


Tatsächlich interessiert mich von der gesuchten Wahrscheinlichkeitsdichte "nur" der Erwartungswert (der Wahrscheinlichkeitsdichte des Erwartungswerts) und die Varianz.

Im wiki-Artikel der Dirichlet-Distribution findet man ja auch die Definitionen der Erwartungswerte und Varianzen. Diese entsprechen aber den Erwartungswerten und Varianzen, die man bereits aus der Beta-Verteilung einfach berechnen kann, ohne dass die Verkopplung der drei Funktionen brücksichtigt wird.

Also aus der Beta-Verteilung sind bereits die Erwartungswerte und Varianzen der Wahrscheinlichkeitsdichten, dass Spieler A gewinnt, dass ein Spiel unentschieden ist und dass Spieler B gewinnt bekannt.

Kann man aus diesen vielleicht Erwartungswert und Varianz des definierten Erwartungswerts berechnen? Eine ungefähre Fausformel würde mir auch schon ausreichen.

WolframAlpha
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HackDaniels

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18:18 Uhr, 07.05.2023

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Hallo zusammen,

ich habe die Lösung für den Erwartungswert und die Varianz gefunden.

Bei bekanntem pU beträgt der Erwartungswert EP(pU)=(nA+1)/(nA+nB+2)(1-pU)+pu/2

Der "mittlere" Erwartungswert beträgt dann pU=01EP(pU)Pu(pu)dpu


Die Varianz kann man entsprechend mit VP(pU)=pU=01(nA+1)(nB+1)/((nA+nB+3)(nA+nB+2)2)(1-pU)2Pu(pu)dpu berechenen.


Vielen Dank nochmal für die Hilfe!
Antwort
HAL9000

HAL9000

19:37 Uhr, 07.05.2023

Antworten
Ich kann dir nicht folgen: Bei bekanntem pU ist der (dadurch bedingte) Erwartungswert von pU natürlich pU, was denn sonst???

Ohne diese Bedingung, also gemäß der oben angegebenen Dirichlet-Verteilung ist offenbar E[pU]=nUN sowie V[pU]=nU(N-nU)N2(N+1), siehe

en.wikipedia.org/wiki/Dirichlet_distribution .
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HackDaniels

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20:40 Uhr, 07.05.2023

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Entschuldige bitte, dass ich hab das an etlichen Stellen mathematisch falsch ausgedrückt habe.

Gesucht war schließlich der Erwartungswert der unbekannten Funktion aus dem Ausgangspost PE(E)

E[PE]=?

Wenn pU bekannt wäre, wäre die Berechnung trivial: E[PE]=EP(pU)

EP(pU) setzt sich zusammen aus:

1. dem Erwartungswert der Beta-Verteilung p/(p+q)=(nA+1)/(nA+nB+2) bei nicht Berücksichtigung der Existenz von unentschiedenen Spielen multipliziert mit der Gegenwahrscheinlichkeit von pU
2. der Zahl 0,5 multipliziert mit der Wahrscheinlichkeit pU


Dieser Erwartungswert EP(pU) bei bekanntem pU kann man jetzt mit der Wahrscheinlichkeitsdichte PU multiplizieren und über pU von 0 bis 1 integrieren und sollte damit E[PE] erhalten:

E[PE]=1/2((nA-nB)(nA+nB+1)(nA+nB+2)(nA+nB+nU+2)2+1)
Antwort
HAL9000

HAL9000

07:45 Uhr, 08.05.2023

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Mit einigen Monaten Abstand betrachtet ist mir dein ganzer Bezeichnungskosmos fremd, z.B. steige ich bei bei E[PE]=EP[pU] aus: (*)

E bzw. EP scheinen als Erwartungswerte bzgl. unterschiedlicher W-Maße gemeint zu sein, aber welcher?

Dann die Zufallsgrößen: Ich hatte es oben so verstanden, dass pA,pB,pU die Zufallsgrößen sind und PA,PB,PU die zugehörigen Verteilungsmaße. Das ist aber nicht in Einklang zu bringen mit (*).
Frage beantwortet
HackDaniels

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23:37 Uhr, 22.05.2023

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Hallo HAL9000,

bitte entschuldige (mal wieder) meine späte Antwort. Mir ist aufgefallen, dass ich einen Zusammenhang garnicht mit angegeben hatte und somit die Antwort - wie du bereits korrekt dargestellt hattest - garnicht eindeutig lösbar ist.

Ohne dies hier weiter zu erläutern gehe ich allgemein davon aus (bzw. ist gegeben), dass sich bei bisher stattfandenen N Ziehungen und davon n eintreffenden Ereignissen (z.B. Spieler A hat gewonnen) die Wahrscheinlichkeitsdichte für den jeweiligen Erwartungswert Beta-verteilt ist.

Wenn ich jetzt davon ausgehen, dass pU bereits gegeben wäre, dann hätte nU keinen Einfluss mehr in PA(pA) und PB(pB). Stattdessen würde pU diese beiden Funktionen einfach nur mit dem Faktor (1-pU) stauchen, da ja entweder mit einer Wahrscheinlichkeit von pU das Spiel unentschieden ist oder mit einer Wahrscheinlichkeit von (1-pU) die beiden Funktionen PA und PB aus dem Ausgangspost wieder gelten mit der Anzahl der bisher aufgetretenen Ereignisse nA und nB, diese jedoch entsprechend gestaucht sind.

Es tut mir leid, ich bekomme es leider nicht besser ausgedrückt.